Mit Fokus in die Zukunft – die ALPA Kamera für Profis verbindet Handwerkskunst mit modernster Technologie
- Die Schweizer Uhren und die ALPA Kamera teilen nicht nur ihre traditionsreiche Herkunft und ihre Genauigkeit. Auch Liebhaber schätzen sie beide gleichermaßen.
- Mit der Digitalisierung kam dann die große Herausforderung – sowohl für die Hersteller der Uhren als auch für die der Kameras
- ALPA hat den Wandel von Analog auf Digital schließlich geschafft – dank kluger Entscheidungen. Sie setzen unter anderem auf 3D-Druck, Generatives Design und die Cloud.
Schon Karl Lagerfeld, der im Februar 2019 verstarb, hat mit ihr „geschossen“. Ebenso der weltbekannte französische Fotojournalist Raymond Depardon. Und auch Andreas Gursky, der mit seinem Werk „Rhein II“ eines der teuersten Fotografien geschaffen hat. All jene Stars aus der Künstlerszene haben sie in der Hand gehalten: die Kamera des schweizerischen Herstellers ALPA.
Die ALPA ist eine Kamera für Liebhaber und Profifotografen, vor allem für die Architektur-, Landschafts- und Automobilfotografie. Sie ist für den Kunden genau zugeschnitten – selten gleicht ein Modell dem anderen. Zudem werden ALPA Kameras für ihre unglaublich scharfen Bilder geschätzt. Man könnte meinen, bei den Fotografien handele es sich um computererstellte Renderings.
Ursprung in der Uhrenindustrie
Diese Präzision – wie soll es auch anders sein – hat ihren Ursprung in der schweizerischen Uhrenindustrie. ALPA-Kameras wurden seit 1944 von der Firma Pignons im Jura gebaut. „Pignons“ kommt aus dem Französischen und heißt „Zahnräder“ – die Firma war mitunter ein Zulieferer für die Uhrenindustrie.
Pignons ging 1990 Konkurs, mit ihr verschwand auch ALPA. Sechs Jahre später erwarben das Ehepaar Thomas Weber und Ursula Capaul den Markennamen „ALPA“. „Mein Onkel und meine Tante wollten mit 50 noch einmal was ganz Neues machen“, erzählt ihre Nichte Carlina Capaul, die erst im Juni 2019 die Leitung des Unternehmens übernommen hat. „Thomas war Grafikdesigner und Psychologe, Ursula Lehrerin und Ethnologin. Wahrscheinlich genau weil sie fachfremd waren, haben sie Normen und Konventionen durchbrochen.“
ALPA war bislang nur im Kleinbildformat tätig. Damit konkurrierte die Marke mit Namen wie Leica oder Firmen aus dem fernen Osten. Wenn ALPA eine Chance auf dem weltweiten Markt haben wollte, mussten Thomas Weber und Ursula Capaul in eine Nische investieren. Mit dem Mittelformat hatten die beiden sie gefunden. Was blieb, war das Hemmwerk mit den vielen kleinen Zahnrädern, die an die Uhren-Geschichte von damals erinnern. Sie regeln den Ablauf der Verschlusszeiten in der Kamera.
Aufgrund dieser präzisen Arbeitsweise hat ALPA heute auch den Wandel von Analog auf Digital geschafft. „Digitale Kameras haben höhere Ansprüche an eine gewisse Genauigkeit. Da das schon immer unser Ziel gewesen ist, war für uns der Umschwung von Analog auf Digital nicht so schwer“, erklärt der Produktentwickler Ralph Rosenbauer. Hinzu komme das modulare System der Kameras – damit war der Wechsel leichtes Spiel.
Jede ALPA Kamera hat ihre eigene Handschrift
Die ALPA besteht aus drei Teilen: dem Objektiv, dem Body und dem digitalen Rückteil. Wobei die Darstellung wahrscheinlich etwas zu simpel daherkommt, blickt man auf die über 400 Produkte im ALPA-Katalog. Es sind unzählige Produktvarianten möglich, um genau die Bedürfnisse des Kunden zu treffen. „Dadurch gelangen wir schnell an die Grenzen von Zerspanungen. Durch die geringen Stückzahlen müssen wir uns auf zusätzliche Fertigungsmethoden konzentrieren, um wirtschaftlich zu sein“, sagt Rosenbauer und erzählt von den Vorteilen des 3D-Drucks.
„Die additive Fertigung erlaubt uns optimal zugeschnittenes Kamerazubehör, wie Sonnenblenden oder Handgriffe, ohne dass wir einen finanziellen Verlust haben.“ Das Konstruktionsteam arbeitet mit der Software Fusion 360. „Die Applikation war ein absoluter Game-Changer für uns. Sie ist eine der wenigen Softwareangebote, die plattformunabhängig funktioniert. Durch die Cloud ist zudem ein viel schnellerer Datenaustausch möglich. Unterschiedliche Leute können zur gleichen Zeit kommentieren, Links verschicken und die Datei bearbeiten. Das ermöglicht agiles Arbeiten vom Feinsten“, sagt Rosenbauer.
Er sei viel unterwegs, sodass ein dezentrales Arbeiten Voraussetzung sei. Hinzu kommen die Studierenden der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, die im Rahmen von Innosuisse – einem wissenschaftsbasierten Innovationsprojekt – ihre Abschlussarbeiten bei ALPA schreiben. Oft sitzen sie gar nicht direkt in der Firma.
Bei ALPA gibt es auch längst keine analogen Handbücher mehr – zum Produkt wird ein Video mitgeliefert, das die Funktionsweise der Kamera erläutert. Alle gezeigten Teile im Video sind mit den Parametern in der Cloud verbunden, wo sich die über 400 Produkte befinden. Ändert sich ein Teil, ändert sich auch das Video. Damit ist bei ALPA alles vernetzt – von der Fertigung bis hin zur Bestellung.
Eine noch schnellere und schlankere CAD-Umsetzung sieht Rosenbauer im Generativen Design: Durch das modulare System der ALPA-Kamera gibt es viele Verbindungsstücke – hier kann Generative Gestaltung helfen, das richtige Design zu finden. Kürzere Entwurfs- und Produktionsprozesse, leichtere Komponenten und geringere Materialkosten wären damit möglich, um nicht nur im Wettbewerb bestehen zu bleiben, sondern auch beim Kunden zu punkten. Solche Visionen zeigen: ALPA hat auch noch heute den Fokus auf morgen.
Dieser Artikel ist aktualisiert worden. Er wurde ursprünglich im September 2019 veröffentlicht.