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Energiegeladen in die Cloud – der Großkonzern ABB digitalisiert seine Produkte mit BIM

Gebäudeelektrik

ABB – ein schwedisch-schweizerischer Energie- und Technologiekonzern – digitalisiert seine Produkte, sodass seine Kunden sie leichter im BIM-Modell integrieren können. Das global agierende Unternehmen will damit sein Geschäft beflügeln. Wie aber funktionierte die Integration von Building Information Modeling?

Gehen wir zurück in das Jahr 2016, wo alles anfing. Damals hatte Emanuele Tosatti, Global Channel Manager bei ABB Smart Building, einen Traum: Tosatti wollte in die Cloud. Und zwar mit der gesamten Produktpalette von ABB Electrification, einer Sparte von ABB. Die Produktpalette listet Lichtschalter, Steckdosen oder Teile für Sicherungskästen – also all das, was für die Elektrik eines Gebäudes notwendig ist.

Tosattis Ziel war es, diese Produkte zu „bimifizieren“ – also sie in der Cloud mit wertvollen Informationen anzureichern. Hierfür wollte er einen BIM-Katalog entwerfen, der all die Produkte mit Datenblättern listet – eine enorme Erleichterung für Architekten und Designer, die in einem BIM-Modell arbeiten. Denn sie bekommen damit die Produkte und Daten direkt aus einer Hand.

Smart Building
Mit BIM kann ein Gebäude smarter und nachhaltiger werden. Credit: ABB

„Mit BIM sind unsere Produkte nicht mehr nur einfach Gegenstände, sondern Träger von wertvollen Informationen“, so Tosatti.

Mit Informationen meint er beispielsweise die Hitze, die ein Schaltschrank abgibt, aber auch sein Eigengewicht. All das soll der Architekt mit Hilfe des BIM-Katalogs in der Cloud direkt am Produkt finden. Das spart dem Architekten oder Designer nicht nur Zeit und Kosten, sondert mindert auch Konstruktionsfehler – denn die Daten liegen bereits vor und müssen nicht mehr manuell mühsam zusammengesucht und berechnet werden. Das führt letztlich zu einem besseren und verlässlicheren Endergebnis.

Neue Geschäfte durch digitale Angebote

Für ABB bedeutet das im Umkehrschluss, dass der Umsatz steigt und man wettbewerbsfähig bleibt – schließlich wird das Arbeiten in BIM in mehr und mehr Ländern gesetzlich zur Pflicht. Ein global agierendes Unternehmen wie ABB muss hier Antworten haben, um nicht abgehängt zu werden.

„Building Information Modeling ist für uns ein Schlüsselfaktor, um die Arbeit unserer Partner wie Architekten, Designer oder Konstrukteure auf diesem Globus effizienter und auch zukunftssicher zu machen“, so Adalbert Neumann, Leiter der Abteilung Global Marketing und Sales bei Smart Building und Geschäftsführer von Busch-Jaeger, ein Hersteller von Elektroinstallationstechnik und zugehörig zur ABB-Gruppe. BIM sei zudem ein großartiges Beispiel dafür, wie die Digitalisierung die gesamte Wertschöpfungskette effizienter gestalte, betont Neumann.

Dass das Investment in BIM sich lohnt, war ABB demnach klar. Klar war dem Großkonzern auch, dass die Implementierung einen strategischen Plan brauchte. „BIM war damals noch nicht im Markt etabliert. Wie auf einer grünen Wiese wollten wir was schaffen, was flächendeckend noch nicht da war“, erinnert sich Tosatti. „Um es professionalisiert auszurollen, brauchten wir externe Hilfe und haben einen Profi gefragt, der uns auf unserer BIM-Reise begleitet“, so der BIM-Lead bei ABB.

Schritt für Schritt durch das Change Management

Gemeinsam mit Autodesk organisierte ABB einen ersten gemeinsamen Workshop auf Vorstandsebene. Mit Hilfe von Design-Thinking-Methoden wurden Marktlücken erkannt und Potenziale ausgemacht. Weitere Workshops folgten. „Mit Design Thinking haben wir aufgehört zu träumen, sondern unsere Träume verwirklicht“, erzählt Tosatti. „Autodesk half uns dabei, unsere Fragen zu beantworten: Wie soll unsere digitale Strategie aussehen? Wie viele Leute brauchen wir dafür? Welche Technologie ist nötig?“ Ein BIM-Business-Konzept mit Meilensteinen folgte – das Change Management begann. Die digitale Transformation wurde ausgerollt.

Derzeit befindet sich ABB Electrification in der Ausführungsphase. Das BIM-Team bei ABB besteht jetzt aus 35 Personen. Sie kümmern sich um interne Standards, internationale BIM-Anforderungen und notwendige Technologien. Ziel ist es, das Team zu vergrößern, um BIM im ganzen Konzern zu implementieren. Dafür sollen neue Stellen geschaffen werden, wie die des BIM-Managers.

BIM sichert Zukunftsprojekte

Langfristig sieht Tosatti ein enormes Potenzial in dieser Digitalisierung: „Durch die Cloud haben wir einen Datenzugang zu unseren Produkten, der nicht nur das Planen, Bauen und das Facility Management am Gebäude erleichtert, sondern auch die Entwicklung unserer Produkte effizienter gestaltet.“

ABB
ABB produziert u. a. Unterputzdosen für die Gebäudeelektrik. Sind sie „bimifiziert“, lassen sie sich besser in das BIM-Modell integrieren. Credit: ABB

Der Customer Success Manager von Autodesk, Tommaso Tini, bringt es auf den Punkt: „Wenn die Produkte bei einem ABB-Kunden wie Hilton ‚bimifiziert‘ sind, können Kosten für Zukunftsprojekte besser geplant werden.“ Denn die Daten, die beispielsweise durch einen Bewegungsmelder in einem bestehenden Gebäude aufgezeichnet werden, liefern eine präzise Antwort auf die Frage: Wie viele Lichter werden wo gebraucht, mit welchen technischen Anforderungen? Das macht den Bau nicht nur kostengünstiger, sondern auch smarter und nachhaltiger. Ein Traum für jeden Bauunternehmer.

Über den Autor

Friederike Voigt war früher als Journalistin tätig und ist heute in ihrer Rolle als Content Manager bei Autodesk für Redshift in EMEA verantwortlich. Während ihres Studiums der Fächer Medienmanagement und Kunstgeschichte erhielt sie ein journalistisches Stipendium und arbeitete für die Deutsche Presse-Agentur sowie verschiedene Zeitungen und Zeitschriften wie das Cicero Magazin.

Profile Photo of Friederike Voigt - DE