Camera-to-Cloud-Technologie stellt den ersten Schritt auf dem Weg zu einer neuartigen Methode der Zusammenarbeit dar. Normalerweise ist das an einem Drehtag produzierte Material erst am darauffolgenden Tag zur Einsicht verfügbar – man spricht deshalb von Dailies. Camera-to-Cloud-Tools erlauben es nun, unmittelbar nachdem es aus der Regie „Danke!“ heißt, das in die Cloud hochgeladene Material in Augenschein zu nehmen – aus Dailies werden Immediates.
Das Rohmaterial in Echtzeit für den weiteren Produktionsablauf verfügbar zu machen, stellt einen entscheidenden Umbruch dar, da Filmschaffende nun anhand des Videomaterials am Set kreative Entscheidungen treffen können, mussten sie doch bisher abwarten, bis das Material im Kasten ist, um es abzusegnen – oder kostenintensiv nachzudrehen. Mithilfe von Camera-to-Cloud-Tools können die Regie- und Produktionsteams die Immediates direkt vor Ort auf dem großen Bildschirm begutachten, was im Arbeitsablauf eine enorme Zeitersparnis bedeutet.
Überdies ermöglichen Immediates den Produktionsteams eine asynchrone Durchsicht des Materials – egal wann, an welchem Ort und über welches Gerät. So können auch Teams, die nicht direkt am Dreh beteiligt sind, etwa in der Postproduktion oder VFX, am Geschehen teilhaben und frühzeitig auf den Prozess einwirken, um beispielsweise die Beleuchtung zu korrigieren oder Bewegungen zu choreografieren.
Wenn verschiedene Teams an unterschiedlichen Orten gleichzeitig drehen, muss die Regie nicht einmal mehr physisch vor Ort sein, um kreativen Input einzubringen. Einen Kostümwechsel anzuordnen, setzt also nicht mehr voraus, die gesamte Szene von neuem drehen oder das Problem in der Postproduktion beheben zu müssen. Da es beim Filmdreh vor allem auf Kontinuität ankommt, ist es ein entscheidender Vorteil, wenn Beteiligte in unterschiedlichen Teams an denselben Dateien in der Cloud zusammenarbeiten können, um die Teile des Erzählstrangs nahtlos aneinanderzufügen.
Zusätzlich können die Teams Camera-to-Cloud-Technologie zur Kommunikation untereinander verwenden, indem sie jeden Posten während der Produktion mit individuellen Metadaten wie Kameraeinstellungen und weiteren Details versehen. Während Filmschaffende früher noch physische Produktionsordner nach Informationen durchwühlen mussten, wird die Logistik nun vollständig digital abgewickelt, was ihnen mehr Zeit und kreativen Freiraum verschafft.
Allmählich tragen die unglaublichen Möglichkeiten dieser neuen Produktionswelt Früchte. Man muss sich nur die Produktion Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht von Amazon Studios ansehen: Tausende Menschen in unterschiedlichen Teams, darunter allein 20 VFK-Unternehmen, vernetzten sich, um diese Serie epischen Ausmaßes zu realisieren.