Ihr Entstehen verdankt die CO2-Abbau-Branche größtenteils Investitionen des Privatsektors im Rahmen weitreichender Unternehmensverpflichtungen zur Dekarbonisierung des eigenen Geschäftsbetriebs. Autodesk hat die Emissionen in der gesamten Geschäfts- und Wertschöpfungskette seit 2021 neutralisiert. Microsoft wirtschaftet seit 2012 kohlenstoffneutral und hat im Rahmen der Verpflichtung, bis 2030 eine negative CO2-Bilanz zu erreichen, Verträge abgeschlossen, um 2,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen. Der Immobilienkonzern JLL will bis 2030 sämtliche Gebäude klimaneutral betreiben. Auch Apple hat sich verpflichtet, bis 2030 den gesamten Stromverbrauch in seiner Lieferkette auf erneuerbare Energiequellen umzustellen.
Ein Großteil dieser Aktivitäten basiert auf Gutschriften und Kompensationen: Anbieter von Leistungen zum CO2-Abbau stellen Gutschriften aus, während Unternehmen, die Emissionen verursachen, durch den Kauf solcher Gutschriften die eigenen Emissionen kompensieren und eine weitere Dekarbonisierung subventionieren.
Dieser Ansatz ist insofern problematisch, als seine tatsächliche Wirkung sich schwer messen lässt und im schlimmsten Fall ein Mechanismus entsteht, der die Dekarbonisierung verzögert. Es darf für Unternehmen nicht möglich sein, sich ihrer Verantwortung durch bloße Kompensation zu entziehen. Darüber hinaus führen starke Qualitätsschwankungen dazu, dass der Kauf von Gutschriften womöglich nicht in jedem Fall die erwarteten Kohlenstoffeinsparungen bringt. Einmal angenommen, eine Gutschrift wird von einer forstwirtschaftlichen Organisation ausgestellt, die nachhaltige Forstwirtschaft und Naturschutz betreibt, und dann von einem Unternehmen auf einem anderen Kontinent gekauft – welche aufsichtsrechtlichen Maßnahmen würde dann verhindern, dass die Bäume, die eigentlich geschützt werden sollten, abgeholzt werden?
Wichtig ist zudem eine eindeutige Unterscheidung zwischen Methoden zur Reduzierung der Emissionen einerseits und CO2-Abbau andererseits: Im ersten Fall soll vermieden werden, dass Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen, im zweiten werden Treibhausgase entfernt, die sich bereits in der Atmosphäre befinden. Beide Ansätze sind für eine effektive Bekämpfung der Klimakrise unverzichtbar und müssen Hand in Hand gehen. Zur Reduzierung der aktuell sehr hohen Kosten für den CO2-Abbau sind massive privatwirtschaftliche Investitionen sowie staatliche Maßnahmen zur Schaffung eines entsprechenden aufsichtsrechtlichen Rahmens erforderlich.
Parallel dazu sind Regierungsbehörden und öffentliche Versorgungsbetriebe weltweit gefordert, sich verstärkt um die Reduzierung der eigenen Emissionen zu bemühen. US- und EU-weit entsteht nahezu die Hälfte der Treibhausgasemissionen im öffentlichen Sektor. Erschwerend kommt hinzu, dass die Umstellung auf neue Technologien und Verfahren oft nur