Im Rahmen seiner Tätigkeit untersucht Magdani auf verschiedenste Art und Weise, inwiefern sich zirkuläre Geschäftsmodelle auf Gebäude anwenden lassen. BAM ist in den Bereichen Ingenieurwesen, Gebäudemanagement und öffentlich-private Partnerschaften aktiv und somit der ideale Kandidat dafür, den Nutzen von Circular-Design-Ideen in der Realität zu erproben. Die gebaute Umwelt ist gewissermaßen BAMs Labor.
„Gebäude eignen sich aufgrund ihrer langen Lebensdauer nicht besonders gut für Experimente“, so Magdani. „Um dem entgegenzuwirken, haben wir uns mit Arup, Frener & Reifer sowie The Built Environment Trust zusammengetan und in London das Circular House errichtet – ein Gebäude, das dazu diente, nach kurzer Zeit wieder abgebaut zu werden, um zu sehen, ob es uns gelingen würde, die eingesetzten Werkstoffe und Bauteile danach wiederzuverwerten. Den Herstellern erklärten wir, die Materialien ,ausleihen’ und anschließend zurückgeben zu wollen. Und genau damit haben wir jetzt begonnen: Wir haben das Gebäude wieder erfolgreich auseinandergebaut und werden die Materialien und Bauteile jetzt im Rahmen anderer Projekte nutzen, um das Konzept auf die Probe zu stellen, bevor wir sie an die Hersteller zurückgeben. Wir haben dabei viel gelernt.“
Auch ein weiteres unter Mitwirkung von BAM nach dem Kreislaufprinzip gebautes Gebäude, der „Circl“-Pavillon am Hauptsitz von ABN Amro in Amsterdam, wurde abbaufreundlich konzipiert und in erster Linie mit demontierbaren Bauteilen sowie recycelten oder recycelbaren Materialien umgesetzt.
Ein Hindernis, das der Erhebung zuverlässiger Gebäudedaten im Wege steht, sind Eigentümerwechsel. „Ich habe schon viele Gebäude entworfen, die ich für nachhaltig halte, doch es gibt keine Garantie, dass sie nicht irgendwann auf der Mülldeponie landen“, so Magdani. „Ein Teil des Problems ist die Tatsache, dass Planende nicht wissen, wem das Gebäude oder Asset in 50 oder 100 Jahren gehören wird. Das ist wirklich frustrierend.“
Eine Lösung besteht darin, Gebäudeplaner und Bauunternehmer Anlagen im Auftrag der jeweiligen Eigentümer betreiben und verwalten zu lassen. „In diesem Szenario nutzt man das während der Bauarbeiten verwendete Gebäudedatenmodell auch für den Betrieb. Gleichzeitig bleiben alle Asset-Informationen auf dem neusten Stand und stehen beim Abbau des Gebäudes zur Verfügung“, erläutert Magdani. „So bieten Assets ihren Eigentümern einen Mehrwert, statt in der Branche als Belastung zu gelten.“
Denn selbst die grundlegendsten Gebäudematerialien und -ausstattungen besitzen einen Wert – vorausgesetzt, es gibt einen Markt dafür. „Einer unserer Kunden ist ein Ingenieurunternehmen, das ausschließlich für die nächsten zehn Jahre Büroräumlichkeiten zu einem festen Mietpreis benötigt“, erklärt Magdani. „Unser Plan bestand darin, ein altes Lagerhaus umzugestalten, und wir konnten gebrauchte Materialien wie Dachsparren, Bürozellen, Leitungssysteme und so weiter auftreiben. Das Projekt war ein Erfolg, allerdings mussten wir die Investoren davon überzeugen, dass ihre Investitionen auch nach dem Abbau in zehn Jahren einen ausreichenden Wert haben werden. In diesem Zusammenhang wäre ein spezifischer Marktplatz von Vorteil.“
Genau aus diesem Grund arbeitet BAM zurzeit an einem Online-Marktplatz, der den Bezug und Weiterverkauf von Bausystemen, -produkten und -materialien praktischer gestalten soll. Magdani ist außerdem der Meinung, dass Abrissunternehmen ihre Rolle im Zusammenhang mit Baumaterialien neu definieren müssen. „Im Grunde betreiben solche Unternehmen so etwas wie städtischen Bergbau“, erklärt er. „Durch das Abreißen von Gebäuden werden wertvolle Ressourcen gewonnen, die im Rahmen der Konstruktion von Gebäuden oder Städten wiederverwertet werden können. Dadurch bieten sich enorme Chancen.“
Kein Zweifel: Die branchenweite Einführung zirkulärer Geschäftsmodelle im Bauwesen wäre ein einschneidender Schritt – aber er würde das Potenzial bergen, Positives für einen ganzen Wirtschaftszweig zu bewirken. Und wenn die Erde tatsächlich ein Raumschiff mit begrenzten Ressourcen ist, bietet die Kreislaufwirtschaft womöglich die beste Möglichkeit, das Überleben und Wohlergehen sämtlicher Passagiere zu gewährleisten.