Wenn strengere landesweite Datenschutzgesetze (sei es in der EU, in den USA oder anderswo auf der Welt) dazu führen, dass Unternehmen weniger Umsatz mit dem Werbegeschäftsmodell erzielen und sich nach anderen Einnahmequellen umsehen müssen, soll es uns allen recht sein.
Für Unternehmen, die nicht in derselben Liga mitmischen wie gigantische Konzerne, bedeutet mehr Transparenz die Chance, Verbraucher vom wirtschaftlichen Vorteil ihres Angebots zu überzeugen und ihnen innovativere Services anzubieten. So wurde beispielsweise das Unternehmen Stitch Fix von CEO Katrina Lake ausdrücklich als kundenorientierter Stilberatungsdienst gegründet. Den Schwerpunkt legt sie dabei auf „Personalisierung und die Möglichkeit, auf skalierbare Weise zwischenmenschliche Verbindungen zu schaffen“.
Durch einen kombinierten Ansatz aus Dateneinblicken und persönlicher Interaktion passt Stitch Fix Kleidungsstücke individuell an Stil und Körperform des jeweiligen Kunden an. Durch den Aufbau langfristiger Kundenbeziehungen lernen die Mitarbeiter persönliche Präferenzen kennen und wählen dann umso zuverlässiger Kleidung aus, die man auch wirklich anziehen möchte.
Gesetze, die darauf ausgelegt sind, Verbrauchern mehr Kontrolle zu gewähren, könnten günstige Voraussetzungen für die Entstehung weiterer kundenorientierter Unternehmen wie Stitch Fix schaffen. Schließlich sollte man als Verbraucher die Möglichkeit haben, sich für den Erhalt von Empfehlungen zu entscheiden und gleichzeitig explizit abzulehnen, dass Daten zur eigenen Person zur Erstellung von Werbeprofilen genutzt werden. Und selbst bei Angeboten, die ohne zwischenmenschliche Komponente auskommen, erleichtern Empfehlungsmaschinen die Suche nach Dingen, die einem gefallen. Dieses Modell hat sich für Netflix offenbar bewährt: 80 Prozent der Inhalte, die sich Abonnenten ansehen, basieren auf dem Empfehlungsalgorithmus der Plattform.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten auf Wunsch vertrauenswürdige Produktempfehlungen erhalten – völlig ohne Bevorzugung bestimmter Anbieter. Es wäre bei Weitem nicht so aufdringlich, wenn Sie beim Surfen im Internet statt bezahlter Werbung wirklich relevante Anzeigen sehen würden, nicht wahr? Mir jedenfalls wären Empfehlungen lieber, auf die Drittanbieter und Werbetreibende keinen Einfluss hätten.
Darüber hinaus kommen Empfehlungsmaschinen letztlich nur den Anbietern zugute, die auch wirklich genügend Nutzer überzeugen können, ihre Produkte zu kaufen. Wenn diese Anbieter ihr Geld in die Entwicklung ausgezeichneter kundenorientierter Produkte anstatt in die strategische Platzierung von Anzeigen stecken, sind das gute Neuigkeiten für Verbraucher.
Je stärker Gesetzesinitiativen rund um das Thema Datenschutz an Fahrt aufnehmen, umso mehr werden Unternehmen weltweit diese Richtung einschlagen müssen. Solche Gesetze sollten Anreize für Unternehmen schaffen, Daten nicht bloß zu eigennützigen Zwecken zu nutzen, sondern um einen echten Mehrwert zu bieten. Statt aus Kundendaten Profit zu schlagen, müssten sie wohl oder übel Möglichkeiten finden, diese Daten so einzusetzen, dass es den Kunden tatsächlich zugutekommt.
Letzten Endes werden offene und ehrliche Unternehmen, die Verbrauchern die Kontrolle über ihre Daten geben, in Sachen Innovation klar die Nase vorn haben. Und wer weiß, vielleicht entwickeln sie dann Angebote, die es uns allen endlich leichter machen, uns hin und wieder eine Auszeit zu gönnen.