Auf der großen Bühne werden die positiven Auswirkungen der Branchenkonvergenz sogar noch besser sichtbar, wie sich am Beispiel des gut 112 Quadratkilometer großen Walt Disney World Resort bei Orlando im US-Bundesstaat Florida veranschaulichen lässt.
„Das ist die doppelte Fläche von Manhattan“, erklärt Asa Kalama, der Leiter der Kreativabteilung Executive Creative Director bei WDI. „Das Resort besteht im Grunde aus vier eigenen Freizeitparks, von denen jeder quasi eine eigenständige Kleinstadt darstellt.“ Neben den Attraktionen und Fahrgeschäften gibt es Infrastrukturen zur Energieerzeugung und Wasserversorgung sowie Personen- und Gütertransportsysteme. „Es gehört schon einiges dazu, diese städtischen Strukturen zu entwerfen und umzusetzen.“
Als größte Herausforderung erwies sich dabei die Attraktion Star Wars Galaxy’s Edge (zu Deutsch etwa „Krieg der Sterne: Am Rande der Galaxie“), die Besuchende sowohl in Disneyland als auch im Walt Disney World Resort erwartet. Während das Dornröschenschloss und die „Fluch der Karibik“-Themenfahrt lediglich einzelne Attraktionen darstellen, wurde auf der Grundlage des „Star Wars“-Franchise ein eigenständiger und detailverliebter Freizeitpark ganz im Erzählstil der Welt der Jedi, des Imperiums und der dunklen Seite der Macht errichtet.
„Nie zuvor haben wir uns bei der Erweiterung des Parkgeländes so stark auf ein bestimmtes Thema konzentriert“, fährt Kalama fort. „Was die Kreativität und die technische sowie logistische Umsetzung betrifft, war dies das größte Projekt in der Geschichte unserer Freizeitparks.“ Das Herzstück der Realität gewordenen „Star Wars“-Utopie stellt ein Nachbau des Millennium Falken in voller Größe dar, in dem die begeisterten Fans ihre eigenen Weltraumabenteuer in einem virtuellen Flugsimulator erleben können.
„Weil die gesamte Erfahrung gigantisch werden sollte, musste mit über 33 Metern Länge auch der Millennium Falke riesig werden – und dazu benötigte es ein umfangreiches Team“, berichtet Kalama stolz. „Wir arbeiteten mit Fachkräften aus der ganzen Welt und aus den unterschiedlichsten Branchen zusammen – Konzeptkunst, Bühnenbild, Softwareentwicklung, Grafik- und Mediendesign, Gebäude-, Landschafts- und Innenarchitektur sowie Attraktionsentwicklung. Hinzu kam natürlich eine Vielzahl an tollen Handelspartnern.“
Kalamas Aussage zufolge war es „eine Herkulesaufgabe“, solch diverse Teams über mehrere Zeitzonen hinweg zu koordinieren. Als Geheimnis der erfolgreichen Zusammenarbeit in dieser Größenordnung bezeichnet er die Gebäudedatenmodellierung (BIM). „Der Eindruck, den unsere Gäste heute mit nach Hause nehmen, ist das Ergebnis von über 600 unterschiedlichen Modellen, die Entwicklungs-, Fertigungs- und Installationsaspekte umfassen und sich zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen. Die beste Methode, uns gegenseitig klarzumachen, was wir eigentlich entwickelten und wie wir vorankamen, bestand darin, uns immer wieder aus allen Blickwinkeln mit dem Modell zu beschäftigen. So konnte ich den Fortschritt in Echtzeit verfolgen und die Aufmerksamkeit des Teams auf bestimmte Themen lenken oder Design-Entscheidungen treffen, um auf drohende Konflikte zu reagieren.“
Vor allem aber konnte durch die Verwendung von BIM die Arbeit enorm beschleunigt werden. „Die Geschwindigkeit, mit der alle Beteiligten in einem BIM-Modell zusammenarbeiten konnten, war vermutlich der entscheidende Faktor“, zieht Kalama Bilanz. „So konnten wir unsere Sequenzierungen zusammenführen und mehrere unterschiedliche Disziplinen parallel arbeiten lassen – oft auf verschiedenen Detailstufen und an Arbeitsschritten, die normalerweise nacheinander stattfinden. Dadurch konnten wir eine der technisch anspruchsvollsten Attraktionen, die wir je entwickelt haben, bereits einige Monate vor dem geplanten Liefertermin fertigstellen.“