Von Visumsproblemen bis hin zu effektiver Kommunikation und Networking sehen sich AECO-Fachleute, die in die USA umsiedeln, mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Dazu zählen nicht zuletzt kulturelle Unterschiede – sei es, die feinen Details der amerikanischen Popkultur zu durchdringen, sich daran zu gewöhnen, den Chef mit dem Vornamen anzusprechen, oder mit dem weniger gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehrsnetz zurechtzukommen.
Auch die Umstellung auf andere Maßeinheiten kann gerade für Fachkräfte in technischen Branchen gewöhnungsbedürftig sein. „Ich habe Ingenieurwesen im metrischen System studiert, und als ich in die USA kam, fiel es mir zunächst schwer, die Maße bei meiner Arbeit im Kopf umzurechnen“, sagt Chitnis. Collier ergänzt jedoch, dass die Kenntnis verschiedener Maßsystem bei der Zusammenarbeit mit ausländischen Firmen durchaus vorteilhaft sei.
Collier schätzt sich zudem glücklich, zwei Sprachen zu beherrschen. Sie bekennt, dass sie sich früher als neu zugewanderte Fachkraft sehr schwer damit getan hätte, auf der Bühne vor einer Gruppe von Menschen zu sprechen. „Aber diese Angst muss man überwinden“, ist sie überzeugt.
Azad stimmt zu, dass die Fähigkeit, effektiv zu kommunizieren, für zugewanderte Fachkräfte unerlässlich ist. „Technische Kompetenzen reichen nicht aus, wenn man sie nicht entsprechend kommunizieren kann“, sagt er. „Wenn Sie Ihr großartiges Produkt, Ihre Fähigkeiten oder Ihre Ideen nicht verkaufen oder präsentieren können, können Sie auch keine Anerkennung dafür erwarten.“
Besonders stark machen sich kulturelle Unterschiede bei Kommunikations- und Führungsstilen sowie Problemlösungsansätzen bemerkbar. Azad stellte zum Beispiel fest, dass in den USA eine direkte und offene Kommunikation sehr geschätzt wird. Daraufhin habe er „angefangen, proaktiv Fragen zu stellen, meine Ideen mitzuteilen oder Diskussionen mit Kollegen und Kolleginnen anzustoßen“.
Lin, die als strategische Beraterin und Nachhaltigkeitsbeauftragte bei Symetri arbeitet, verweist darauf, dass es in ihrer Kultur ein Zeichen des Respekts sei zu warten, bis eine andere Person zu Ende gesprochen hat, bevor man sich zu Wort melde. Infolgedessen müsse sie sich bei der Arbeit oft selbst ermahnen, ihre Meinung zu Gehör zu bringen. Andererseits könne sie aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds auf „einen höflicheren, eher indirekten Kommunikationsstil“ zurückgreifen, der etwa bei der Teamarbeit oder bei der Lösung von Konflikten nützlich sei.