In der Praxis umfassen diese Fördermaßnahmen u. a. das Engagement von Berufsverbänden und Architekturbüros im Rahmen von Outreach-Programmen und Partnerschaften mit Schulen in ihren Kommunen, um Jugendliche aus allen Bevölkerungsschichten für Berufsangebote im Bereich Architektur, Ingenieurwesen und Bauwesen zu begeistern.
So berichtet Renee Byng Yancey, die ehemalige Beauftragte für Gleichstellung, Vielfalt und Integration bei der AIA, über eine neue Kooperation ihrer Organisation mit den Girl Scouts. Auf Initiative der ehemaligen AIA-Präsidentin Emily Grandstaff-Rice nahmen Vertreterinnen der AIA am Treffen der Pfadfinderinnen in Florida teil, wo sie das Gespräch mit Pfadfinderinnen und Gruppenleiterinnen suchten und Mentoring und Schnupper-Aktivitäten anboten.
Die NOMA organisiert im Rahmen ihres Project Pipeline Ferienlager, um eine größere Anzahl von Jugendlichen an die Architektur heranzuführen und langfristig die Zahl der zugelassenen Architekten aus marginalisierten Bevölkerungsgruppen zu erhöhen.
Als Gleichstellungsbeauftragte bei der SSOE Group, einem weltweit tätigen Ingenieur- und Architekturbüro, vertritt Candice Harrison die Überzeugung, dass das Interesse für Ingenieurwesen und Architektur schon im Grund- und Mittelschulalter geweckt werden muss. Zu diesem Zweck unterhält SSOE beispielsweise eine Partnerschaft mit der Hawkins STEMM Academy in Toledo im US-Bundesstaat Ohio, wo das Team die Schulkinder durch praxisbezogenes Lernen mit Karrierechancen in den Bereichen Ingenieur-, Planungs- und Bauwesen vertraut machen will.
„Wir haben ein Team von Mitarbeitenden aus unserem Unternehmen, das an diesen Aktivitäten an den Schulen teilnimmt“, sagt Harrison. „Die Grund- und Mittelschule ist der ideale Zeitpunkt, um die Kinder mit Ingenieurtechnik und Architektur vertraut zu machen, damit sie schon vor der Highschool ein Interesse an der Branche entwickeln. Auf diese Weise können sie die richtigen Kurse belegen, die ihnen später den Weg zur erfolgreichen Bewerbung um einen entsprechenden Studienplatz ebnen.“ SSOE bietet auch berufsbezogene Praktika für Highschool-Schüler und -Schülerinnen in Portland (Oregon) an.
Auch bei Gensler hat man längst erkannt, wie wichtig es ist, zukünftige Nachwuchskräfte bereits an den Schulen und Universitäten zu erreichen. Mit dem Pilotprojekt GAP (Gensler Apprentice Program) möchte das Unternehmen einen unkonventionellen Weg in den Beruf eröffnen, der keinen Hochschulabschluss erfordert und junge Menschen dazu einlädt, Kenntnisse und Kompetenzen in Echtzeit am Arbeitsplatz zu erwerben. Nach zwei Jahren können sie entscheiden, ob sie in Festanstellung für Gensler arbeiten, ein traditionelles Studium absolvieren oder etwas ganz anderes machen wollen. „Es gibt viele Gründe, warum ein College-Studium für manche Jugendlichen einfach nicht in Frage kommt: finanzielle Probleme, der Druck, möglichst schnell ins Berufsleben einzusteigen und Geld zu verdienen, die Familiendynamik oder auch schlechte Noten oder Testergebnisse – wobei wir genau wissen, dass sie keine zuverlässige Auskunft über die Intelligenz oder Eignung einer Person, geschweige denn über ihren zukünftigen Berufserfolg geben“, erläutert Pugh.