Eine Studie des Pew Research Center ergab, dass derzeit die Hälfte der US-amerikanischen Verbraucher dem Kauf eines Elektrofahrzeugs eher skeptisch gegenübersteht. Als Grund dafür wird u. a. die Ungewissheit genannt, ob und wo unterwegs Ladestationen zur Verfügung stehen. In den USA gibt es bis jetzt landesweit 141.000 Ladepunkte (gegenüber 168.000 Tankstellen mit jeweils sechs bis zwölf Zapfsäulen). Die Regierung investiert zwar in 500.000 weitere Ladepunkte mit einer Verfügbarkeit von 97 %. Eine aktuelle Studie der UC Berkeley ergab jedoch, dass selbst im Großraum San Francisco, einem Mekka für E-Fahrzeuge, 27 % der Ladepunkte nur unzureichend oder gar nicht funktionieren.
Die Gründerinnen von ChargerHelp!, Kameale Terry und Evette Ellis, zählen zu einer neuen Generation findiger Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich um innovative Lösungen zur Schließung dieser Versorgungslücken bemühen. „Bislang lag der Fokus vor allem auf der Herstellung, Bereitstellung und Installation“, meint Kianna Scott, Senior Vice President of Learning & Development bei dem Start-up. „Um den Betrieb und die Wartung nach der Installation hat sich niemand gekümmert.“
Im Rahmen des Ressorts „Work and Prosperity“ der Autodesk Foundation hat sich ChargerHelp! auf Reliability-as-a-Service (RaaS) für Ladepunkte spezialisiert. Konkret bedeutet das: ChargerHelp! stellt speziell ausgebildete Servicetechniker, sogenannte „Reliability Technicians“, sowie die proprietäre Empwr -App zur Unterstützung von Ladepunkt-Betreibern bereit, die einen Vertrag mit dem Unternehmen abgeschlossen haben. In den ersten drei Jahren seit der Gründung bearbeitete ChargerHelp! insgesamt 18.000 Support-Anfragen und erhielt dadurch einen umfassenden Einblick in die Ursachen für Geräteausfälle. „Aus den Daten geht eindeutig hervor, dass es sich in 96 % der Fälle um ein Softwareproblem handelt“, berichtet Scott. Diese Analysen trügen zur schnelleren Problembehebung und damit zur Realisierung der Zielvorgabe einer Verfügbarkeit von 97 % bei.
Diese Hightech-Außendiensteinsätze erfordern ein völlig neues Kompetenzprofil, für das die entsprechenden Fachkräfte erst noch ausgebildet werden müssen: „Dieser Job, der das Berufsbild des klassischen Servicetechnikers mit einer zukunftsweisenden Technologie kombiniert, ist quasi ein Sinnbild für den Übergang, den wir gerade miterleben. Man braucht immer noch einen Schraubenzieher, man braucht immer noch einen Drehmomentmesser und vielleicht auch ein Megamessgerät. Man muss trotzdem auch etwas von Software verstehen.“
ChargerHelp! ist in erster Linie ein Technologieunternehmen, das sich für mehr Nachhaltigkeit in der Automobilbranche einsetzt. Diese Positionierung konnte es erfolgreich als einzigartige Chance nutzen, Menschen für die grüne Wirtschaft zu qualifizieren. „Diese Energiewende setzt eine Wende auf dem Arbeitsmarkt voraus“, so Scott. „Da es keine vorhandenen Fachkräfte für Betrieb und Wartung der Ladepunkte gab, mussten wir Menschen ausbilden. Das war ursprünglich gar nicht vorgesehen, aber es hat sich als großartige Initiative erwiesen, die inzwischen eine wichtige Säule unserer Unternehmensphilosophie bildet.“ Zu dieser Philosophie gehört auch das ausdrückliche Bekenntnis zu Vielfalt und Inklusion in der eigenen Belegschaft. „ChargerHelp! wird von zwei afroamerikanischen Frauen aus Compton bzw. South Central L.A. geleitet – beides keine typischen Erfolgsschmieden für angehende Unternehmerinnen“, meint Scott.