Wie kaum eine andere technologische Neuerung verändert BIM den konstruktiven Ingenieurbau. Die Methode ermöglicht insbesondere auch die Planung und den Bau immer komplexerer Brücken. Durch den Einsatz hochdetaillierter dreidimensionaler Bauwerksmodelle erhalten Ingenieure und Planer einen besseren Einblick und können nicht nur die Planung und die Ausführung von Brücken beschleunigen, sondern auch die Verwaltung der Verkehrsinfrastruktur ganz allgemein optimieren.
Mit BIM sind alle Prozesse vollständig digital. Manuelle Überarbeitungen von Entwürfen oder Dokumenten gehören der Vergangenheit an. So kann die Planung um 40 % und die Ausführung um 30 % beschleunigt werden. Zusätzlich kann der Einsatz der Modelle für die digitale Fertigung die Fertigungszeit der Bauteile um 20 % verkürzen. Dadurch eröffnen sich neue Chancen, denn tausende Bestandsbrücken warten nicht nur auf ihre bloße Ertüchtigung. Sie können bei ihrer Sanierung auch umgestaltet werden und in ihrem neuen Leben mehr sein als Bindeglieder des Verkehrs.
Jemand der die Vorteile von BIM aus erster Hand kennt, ist Timothy Armbrecht. Der Tragwerksplaner arbeitet für das Verkehrsministerium des US-amerikanischen Bundesstaates Illinois und ist Mitglied des Fachausschusses für Software und Technologie (T-19) im Unterausschuss für Brücken und andere Bauwerke des Berufsverbandes American Association of State Highway and Transportation Officials. „Bei BIM wird ein Modell nicht nur inmitten seiner tatsächlichen Umgebung dargestellt, sondern wir können Anpassungen schnell und mühelos vornehmen, sodass Auftraggeber und Träger öffentlicher Belange diese Schritte sofort nachvollziehen können“, so Armbrecht. Zum Teil seien Änderungen der Entwürfe noch während einer öffentlichen Besprechung möglich.
Neben der 11th Street Park Bridge in Washington, die auf den Pfeilern der alten Brücke ruhen wird, macht auch die unter dem Namen „Bridge of the People“ bekannte und ebenfalls für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrte Brücke Tilikum Crossing im US-amerikanischen Bundesstaat Oregon deutlich, dass moderne Brücken immer raffinierter werden.
Prozesse, mit denen potenzielle Probleme für urbane Infrastrukturen erkannt, analysiert und sogar vorhergesagt werden können, werden in Zukunft sehr wertvoll sein. Dies gilt beispielsweise für die Simulation von Erdbeben und die damit verbundenen Auswirkungen. Sobald die künftigen Entwurfsparameter bekannt sind, wird der Einsatz von BIM dabei helfen, Entwurfsalternativen für moderne Brücken und smarte Straßen zu entwickeln. Durch Berücksichtigung dieser Parameter können auch die Wirtschaftlichkeit und die Ausführungszeiten der Projekte optimiert werden.
Die innovative Konstruktion der vor 139 Jahren erbauten Brooklyn Bridge war zu ihrer Zeit bahnbrechend und ist auch heute noch beeindruckend. Die Grenzen des konstruktiven Ingenieurbaus werden sich jedoch weiter verschieben und moderne Brücken werden zusätzliche Funktionen übernehmen, deren Integration die Ingenieure der Zukunft beschäftigen wird.
Dieser Artikel wurde aktualisiert. Er wurde ursprünglich im September 2016 veröffentlicht.