Inzwischen hat die additive Fertigung ihre technische Reife erreicht. Nachdem sich der Hype um MakerBot gelegt hatte, waren die 2010er Jahre von wachsendem Interesse seitens der Verbraucher einerseits und der Entwicklung zunehmend robuster industrieller Plattformen andererseits gezeichnet. Manchen Prognosen zufolge ist davon auszugehen, dass die additive Fertigung herkömmliche CNC- und Fräsverfahren mittelfristig obsolet machen wird. Laut einer Schätzung des Marktforschungsinstituts Lux Research soll der weltweite Marktwert des 3D-Drucks bis 2030 auf 43,5 Milliarden Euro ansteigen.
Eine Technologie, die anfangs vor allem zur Herstellung von Schreibtischspielzeug geeignet schien, kommt heute in der Lebensmittelerzeugung oder zur Beschleunigung von Extrudierverfahren unter Verwendung mehrerer Werkstoffe zum Einsatz.
Das Spektrum der verarbeiteten Werkstoffe reicht dabei von menschlichem Gewebe und Zellmaterial für maßgefertigte Organe bis hin zu Edelmetallen.
Der Vielfalt der Anwendungsszenarien sind ebenfalls (fast) keine Grenzen mehr gesetzt. Wissenschaftler an der Universität Southampton haben den weltweit ersten 3D-gedruckten unbemannten Flugkörper in die Luft geschickt; ein 3D-gedrucktes Auto mit einem hybriden Benzin-/Elektromotor verbraucht 1,2 Liter Benzin auf 100 km; ein Start-up, das sich auf die Planung umweltfreundlicher Behausungen spezialisiert hat, will den Mars mit von Robotern gebauten Unterkünften wohnlicher gestalten.
In irdischen Gefilden kommt der 3D-Druck beim Bau von Notunterkünften in Katastrophengebieten und erschwinglichen Wohnungen in Schwellenländern oder auch bei der Fertigung sensorischer Prothesen zum Einsatz.
Bestimmte Formen der additiven Fertigung, insbesondere das selektive Laserschmelzen zur Verarbeitung unterschiedlicher Werkstoffe in Pulverform, bleiben jedoch aufgrund ihrer hohen Kosten und technischen Anforderungen nach wie vor weitgehend der Schwerindustrie vorbehalten.
Branchenübergreifende Akzeptanz
Ansonsten ist die additive Fertigung längst in zahlreichen Branchen verbreitet. Den meisten Menschen ist vermutlich gar nicht unbedingt bewusst, wie viele Alltagsgegenstände 3D-gedruckte Komponenten enthalten.
3D-Druck im Bauwesen
Die Bauwirtschaft verursacht nicht nur fast 40 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen, sondern ist auch berüchtigt für das Festhalten an verschwenderischen und gefährlichen Arbeitsweisen. Der 3D-Druck bietet umweltfreundlichere Alternativen für die Herstellung sowohl von zementbasierten Produkten als auch Metallbewehrungen. Angesichts der Klimakrise besteht hier dringender Handlungsbedarf.
Zeitersparnis ist ein weiterer Faktor, der für den Umstieg auf additive Fertigung spricht. 2016 baute ein chinesisches Unternehmen mithilfe von 3D-Druck ein zweistöckiges Haus innerhalb von 45 Tagen. Im selben Jahr brauchte die Firma Apis Cor aus Boston nur 24 Stunden zur Errichtung eines Gebäudes mit einer Grundfläche von 37 Quadratmetern. Auch in Katastrophengebieten, Bergbaustollen und anderen schwierigen Geländen ermöglichen additive Fertigungstechniken eine zügige, kostengünstige und sichere Abwicklung von Bauprojekten. Neue Studien befassen sich mit umwelt- und klimaschonenden Möglichkeiten zur Verarbeitung lokaler Werkstoffe.
3D-Druck in der Architektur
Der größte Vorteil des Einsatzes von 3D-Druck in der Architektur liegt eigentlich auf der Hand: Detaillierte Baupläne liegen bereits in digitaler Form vor; auf Knopfdruck entsteht daraus wie von Zauberhand ein Modell, das nicht nur optisch viel hermacht, sondern Bauherren oder Anlegern die Vision der Architekten plastisch vor Augen führt. Änderungen können gegebenenfalls einfach in den Zeichnungen umgesetzt und als neues Modell ausgedruckt werden.
3D-Druck in Produktdesign und Fertigung
Die Fertigung von Prototypen an der Produktionsstätte kann mit zusätzlichem Zeitaufwand in der Entwurfs- und Prüfungsphase der Produktentwicklung verbunden sein.
Ein 3D-Drucker im Büro oder in der Garage schafft hier Abhilfe und kann schnell und kostengünstig beliebig viele Prototypen ausspucken, sodass Änderungen am Produktdesign jederzeit möglich sind.
Die eigentliche Fertigung ist mit 3D-Druck ebenfalls an so gut wie jedem Standort möglich, einschließlich in strukturschwachen Regionen, und ist somit nicht mehr an traditionelle Industriegebiete gebunden.
Zahlreiche Arbeitsabläufe in der Fertigung lassen sich relativ problemlos auf additive Verfahren umstellen. Je weiter sich die Produktentwicklungszyklen durch innovative Techniken wie Generatives Design und die schnellere Bearbeitung und Wiederverwertung von Designdateien verkürzen, desto zügiger muss auch die Prototypenentwicklung und Produktion gehen – sozusagen mit digitaler Geschwindigkeit.
Auch für Privathaushalte eröffnet der 3D-Druck völlig neue Möglichkeiten beispielsweise zur Reparatur von Altgeräten, die vom Hersteller nicht mehr angeboten werden. Sofern die Designdatei für das benötigte Ersatzteil auf der Website des Herstellers bereitsteht, braucht man es nur auszudrucken und sich mithilfe von YouTube in die Montage einzuarbeiten.