„In den Vereinigten Staaten wurde viel getan, um den Wasserverbrauch der Haushalte und Industriestandorte zu senken“, berichtet Boerstling. Die zur Versorgung dieser Haushalte und Unternehmen erforderlichen Rohrleitungen und Anlagen hätten allerdings nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen – möglicherweise, weil diese in der Erde liegen und damit nicht ins Auge fallen. Hier seien zusätzliche und robustere Finanzierungsmechanismen nötig.
Ein Teil der Strategie zur Lösung dieses Problems besteht weiterhin darin, jede Verschwendung zu vermeiden und sorgfältig mit den wertvollen Wasserressourcen umzugehen. Halbleiterhersteller, Rechenzentren und andere hochtechnisierte Standorte, die für die digitale Wirtschaft entscheidend sind, benötigen zum Teil Reinstwasser (Ultra Purified Water, UPW). Ein typisches Halbleiterwerk benötigt pro Tag 7,5 bis 15 Millionen Liter Reinstwasser. Für viele Hersteller stellt die Wasserversorgung ein kritisches Geschäftsrisiko dar.
„Obwohl diese Abnehmer aus dem Hightech-Segment große Mengen Reinstwasser benötigen, führt dies nicht zu einem Anstieg des Wasserverbrauchs in den Haushalten“, erklärt DiLoreto. Durch immer raffiniertere Verfahren für die Rückgewinnung und Wiederverwendung von Wasser können Rechenzentren beispielsweise zu einem allgemeinen Rückgang des Wasserverbrauchs beitragen. Manche dieser Unternehmen haben mit Verdunstungskühlung experimentiert und eigene Aufbereitungsanlagen gebaut, um Server mit aufbereitetem Wasser zu kühlen. Tatsächlich sei der Wasserpreis sogar gestiegen, da die örtlichen Versorgungsunternehmen versuchen, die Finanzierung der erforderlichen Instandsetzungsmaßnahmen zu sichern. DiLoreto schätzt, dass ihnen dafür inzwischen umgerechnet 43 Milliarden Euro fehlen dürften.
Das Problem bei der Instandsetzung von Leitungen und der Modernisierung der Infrastruktur liegt in der Finanzierung. „Investoren interessieren sich nicht für die Reparatur von Wasserleitungen, denn sie erkennen darin kein lukratives Geschäftsmodell“, weiß DiLoreto. Zudem sind die Wasserleitungsnetze dezentralisiert: In den USA gibt es 53.000 Wasserversorgungsunternehmen, von denen mehr als die Hälfte eigenständige Betriebe sind, die weniger als 500 Menschen versorgen –kleine Akteure, die Schwierigkeiten mit der Beschaffung finanzieller Mittel haben.
DiLoreto berichtet, dass sich Wasserversorgungsunternehmen in der Regel darauf konzentriert hätten, den Zugang zu sauberem Wasser zu verbessern. Dies sei ein erstrebenswertes Ziel, das in der Vergangenheit aber auch verhindert habe, dass genügend Geld für neue Investitionen in eine nachhaltige Infrastruktur aufgebracht werden konnte. Neue Finanzierungsprogramme könnten helfen, diese Lücke zu schließen und alte Leitungen und Anlagen zu sanieren.
„In Washington D.C. gibt es Leitungen, die schon seit dem Bürgerkrieg dort liegen“, kritisiert er. Es sei inakzeptabel, dass das Land offenbar noch immer auf Infrastrukturen aus dem 19. Jahrhundert angewiesen ist.