Digitale Transformation: 5 Investitionsstrategien für schnellere Renditen
- Trotz digitaler Investitionen in Höhe von 480 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr verzeichnen weder die Architektur-, Ingenieur- und Baubranche (AEC) noch Fertigungsunternehmen entsprechende Renditen
- Um zukünftige Erfolge zu gewährleisten, sollten Führungskräfte die gewünschten Geschäftsergebnisse und eine Unternehmensvision definieren
- Eine erfolgreiche digitale Transformation erfordert einen mitarbeiterorientierten Ansatz, der es kompetenten Teammitgliedern ermöglicht, in der digitalen Arbeitswelt zu bestehen
Drehen wir die Zeit zurück: Wir schreiben Anfang 2020, als die Welt noch heil war und wir alle unserem gewohnten Alltag nachgingen – nicht ahnend, dass schon bald eine weltweite Pandemie alles auf den Kopf stellen würde. Zwei Jahre später steht fest: Um in der neuen Normalität (und darüber hinaus) bestehen zu können, müssen Unternehmen Anpassungsfähigkeit beweisen. Den Schlüssel zum Erfolg bietet dabei die digitale Transformation. Sie schafft die notwendigen Voraussetzungen für die Arbeit aus dem Homeoffice, die Umstellung auf neue Geschäftsmodelle und ein stabile Wettbewerbsfähigkeit auf volatilen Märkten.
Sowohl die Fertigungs- als auch die AEC-Branche, traditionell eher Spätzünder in der Anwendung neuer Technologien, haben im Jahr 2021 verstärkt in digitale Lösungen investiert. Aber: Trotz der hohen Ausgaben, die sich auf insgesamt 480 Milliarden US-Dollar belaufen, scheinen angemessene Renditen bisher auszubleiben. So berichtet die Hälfte aller befragten Unternehmen eine Umsatzsteigerung von gerade einmal 10 % oder weniger, während andere angeben, den durch Investitionen erzielten Mehrwert nicht quantifizieren zu können.
Wie lässt sich dieser Umstand erklären? Eine Untersuchung des auf Wirtschaft und Technologie spezialisierten Marktforschungsunternehmens IDC kam zu dem Ergebnis, dass 42 % (PDF-Datei, S. 2) aller Unternehmen sich weniger auf Ergebnisse als vielmehr auf Prozesse und ungeeignete Leistungskennzahlen konzentrieren. Zukunftsträchtige Veränderungen erfordern jedoch mehr als nur Investitionen in Technologie, zum Beispiel:
- eine kohärente digitale Roadmap
- einen Top-down-Ansatz im Veränderungsmanagement, bei dem Führungskräfte die Vision für eine digitale Zukunft definieren
- klar definierte Ziele, auf die anschließend mithilfe konkreter Maßnahmen hingearbeitet wird
Im Folgenden stellen wir Ihnen die fünf besten Investitionsstrategien für Unternehmen vor, die im Rahmen ihrer digitalen Transformationsstrategie möglichst zeitnah Renditen erzielen möchten.
1. Optimierung von Betriebsabläufen
Für die meisten Unternehmen beginnt der Prozess der digitalen Transformation mit der Optimierung der Betriebsabläufe, etwa durch den Einsatz von vorausschauenden Instandhaltungsmaßnahmen, digitalen Zwillingen oder Automatisierung. Um Datensilos zu vermeiden und Transparenz zu gewährleisten, gilt es, ein Zusammenspiel zwischen Mitarbeitenden, Prozessen und Technologien herzustellen. Digitale Darstellungen physischer Prozesse und Infrastrukturen, die Analysen in Echtzeit ermöglichen, versprechen eine effektive Zusammenarbeit zwischen IT- und Betriebsteams. Die auf diese Weise gewonnenen Erkenntnisse können anschließend genutzt werden, um aufkommende Probleme im Keim zu ersticken, noch bevor sie sich auf Endanwendende auswirken können. Das Ergebnis ist ein proaktives, flexibles Unternehmen, das besser für unerwartete Entwicklungen gerüstet ist.
Um reibungslose Betriebsabläufe zu gewährleisten, können sich Führungskräfte dabei jedoch nicht darauf verlassen, dass ihre Mitarbeitende rund um die Uhr alles im Blick behalten – ein solcher Ansatz ließe sich wohl kaum skalieren. Um Prozesse kontinuierlich zu optimieren und Ausfälle zu vermeiden, sollten Unternehmen daher auf Automatisierung setzen. So können AEC-Unternehmen oder Gebäudeeigentümer beispielsweise auf vernetzten Echtzeit-Daten basierende digitale Zwillinge einsetzen, um die Funktion ihrer Infrastrukturen rund um die Uhr zu überwachen und bei Bedarf Änderungen vorzunehmen.
Durch die schnellere Abwicklung von Prozessen bietet die Automatisierung Unternehmen die Gelegenheit, ihr Umlaufvermögen zugunsten ihrer Liquidität zu reduzieren. Denn: Wer nicht auf manuelle Prozesse angewiesen ist, ist in der Lage, schnell zu skalieren, sein Leistungsangebot zu erweitern, Lieferzeiten zu verkürzen und zuverlässige Ergebnisse zu erzielen. Der dadurch erzielte Mehrwert schlägt sich nicht zuletzt in einer höheren betrieblichen Flexibilität nieder.
2. Datenbasierte Entscheidungsfindung
Voraussetzung für eine erfolgreiche digitale Transformation sind die richtigen Daten. Digitale Zwillinge, Dashboards, maschinelles Lernen und KI liefern Echtzeit-Analysen, auf deren Grundlage Unternehmen fundierte Entscheidungen treffen können. Doch gerade einmal 3 % (PDF-Datei, S. 6) aller Daten kommen für geschäftsanalytische Zwecke zum Einsatz. Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass im Zuge der unaufhaltsam voranschreitenden digitalen Transformation im Laufe der kommenden fünf Jahre voraussichtlich 2,5-mal mehr Daten generiert werden als im vergangenen Jahrzehnt (PDF-Datei, S. 6). Um auf sämtlichen Unternehmensebenen bessere Entscheidungen treffen zu können, ist es unentbehrlich, praktisch verwertbare Erkenntnisse aus diesen Daten ziehen zu können.
Wenn es um Daten geht, sind Kundenmeinungen Gold wert. Anstatt ihnen blind Lösungen zur Verfügung zu stellen, sollten Unternehmen Kontaktpunkte nutzen, um Informationen zu sammeln, die ein besseres Verständnis des Benutzerverhaltens vermitteln und somit Möglichkeiten zur Personalisierung eröffnen – etwas, was sich 71 % aller Verbrauchenden wünschen. Doch die Erhebung von Verbraucherinformationen wirft bekanntlich Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes auf. Zwar sind 83 % aller Kunden bereit, ihre Daten für ein personalisiertes Erlebnis mit Unternehmen zu teilen, allerdings muss die Entscheidung, ob und welche Daten konkret weitergegeben werden, dem jeweiligen Kunden überlassen werden. Ist dieser einverstanden, können Führungskräfte die Macht der Daten nutzen, um ihre Mitarbeitenden besser bei der Arbeit zu unterstützen.
Ein gutes Beispiel in diesem Zusammenhang ist Apples iPhone. Jedes Mal, wenn Benutzende ihr Smartphone entsperren, werden Daten generiert. KI-Algorithmen erkennen häufige Verhaltensmuster, anhand derer Apple nachvollziehen kann, wofür Kunden ihr iPhone verwenden und welche Aspekte ihnen gut oder weniger gut gefallen. Diese Informationen fließen anschließend in die Entwicklung neuer Funktionen ein, um das Benutzererlebnis fortlaufend zu optimieren.
Die effektive Nutzung von Daten erfordert innovative Ansätze, die von der Unternehmensführung, ausgehen sollten. Tatsächlich verfolgen 60 % der erfolgreichsten AEC-Unternehmen eine von der Führungsebene geleitete Datenstrategie. Datengestützte Entscheidungen fördern Innovationen und bieten sowohl AEC- als auch Fertigungsunternehmen erhebliche Wettbewerbsvorteile.
3. Mitarbeiterorientierter Ansatz
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, kompetente, autonome Belegschaften auszubilden, die für den Erfolg in der digitalen Arbeitswelt sind. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, müssen sie neben Technologie auch in ihre Mitarbeitenden investieren. Die digitale Transformation stellt in diesem Sinne eine Chance zur Entwicklung einer mitarbeiterorientierten Strategie dar: Werden manuelle Prozesse automatisiert, können Mitarbeitende sich neuen, innovativeren Aufgaben mit größerem Mehrwert widmen. Führungskräfte, die die unternehmensweite Zusammenarbeit fördern möchten, können die Vorteile der Cloud nutzen, um Daten zu vereinheitlichen und es Mitarbeitenden zu ermöglichen, sich immer und überall über jedes beliebige Gerät miteinander zu vernetzen. Musste die Belegschaft von AEC- und Fertigungsunternehmen in der Vergangenheit vor Ort sein, um Betriebsabläufe zu beaufsichtigen, werden bis 2023 dank VR- und AR-Technologie rund 30 % (PDF-Datei, S. 7) der Mitarbeitenden in diesen Branchen im Homeoffice arbeiten.
Der Aufbau einer mitarbeiterorientierten Strategie erfordert einen institutionellen Wandel, bei dem die Entwicklung neuer Kompetenzen und Arbeitsweisen im Fokus steht, die es erlauben, einen optimalen Nutzen aus digitalen Investitionen zu ziehen, sofern entsprechende Anreize für die Belegschaft geschaffen werden. Führungskräfte können beispielsweise auf Gamifizierung setzen, um Schulungsangebote spannender zu gestalten, ihren Mitarbeitenden neue Rollenbezeichnungen zuweisen oder Anerkennungsprogramme ins Leben rufen, um Mitarbeitende dazu zu motivieren, sich selbst und das Unternehmen kontinuierlich weiterzuentwickeln. Insbesondere vor dem Hintergrund der Kündigungswelle, die aktuell über unsere Wirtschaft schwappt (Stichwort: „The Great Resignation“), müssen Unternehmen Technologie einsetzen, um kompetente Mitarbeitende zu rekrutieren und langfristig zu binden, und entsprechende Schulungsangebote zur kontinuierlichen Weiterbildung bereitstellen.
Bei Autodesk geht technologisches Wachstum Hand in Hand mit einem Engagement für unser Team. Als wir beschlossen haben, den Schritt in die Cloud zu wagen, war es uns wichtig, zu bestimmen, welche Fähigkeiten unsere Mitarbeitenden bereits besaßen und welche sie infolge dieser Umstellung benötigen würden. Unser Ansatz geht dabei maßgeblich von der Führungsebene aus: Unser Geschäftsführer erarbeitet eine Vision und holt anschließend das gesamte Team ins Boot, indem er Erfolge als gemeinsame Errungenschaften zelebriert. Investitionen in mitarbeiterorientierte Strategien sind Teil unserer Unternehmens-DNA.
4. Innovation in großem Maßstab
Um möglichst zeitnah eine Rendite auf digitale Investitionen erzielen zu können, braucht es Innovation. Während sich viele Führungskräfte dessen bewusst sind, herrscht oftmals Unsicherheit darüber, wie man den Ball am besten ins Rollen bringt. Hinzu kommt, dass sich viele übermäßig auf das Tagesgeschäft konzentrieren oder Angst vorm Scheitern haben. Um ihr Unternehmen jedoch für die Zukunft zu rüsten und Innovation in großem Maßstab umsetzen zu können, müssen Führungskräfte eine auf Weiterbildung basierte Unternehmensphilosophie entwickeln.
Indem sie ihrem Team die Vorteile neuer Arbeitsweisen, ihre Vision und eine entsprechende Roadmap vermitteln, können Führungskräfte eine Kultur der Innovation fördern, ohne den gewohnten Geschäftsbetrieb zu beeinträchtigen. Kurz gesagt: Transparenz lautet die Devise.
Mit ihren Investitionen in fortschrittliche digitale Technologien läuten AEC- und Fertigungsunternehmen zurzeit eine neue Ära der Innovation ein. Nun geht es darum, diese Technologien – beispielsweise Generatives Design, Additive Fertigung und Robotertechnik – zu nutzen, um neue Strategien zur Kundenbindung (z. B. virtuelle Erlebnisse) zu entwickeln und neue Einnahmequellen zu erschließen. Dabei hat die Pandemie gezeigt, dass Innovationen in großem Maßstab sich durchaus innerhalb kurzer Zeit umsetzen lassen: Unter Einsatz einer digitalen Transformationsstrategie und mittels datengestützter Zusammenarbeit entstand hier – von der Planung bis zur Fertigstellung – in knapp 13 Tagen ein Krankenhaus mit 1.000 Betten.
5. Digitale Ökosysteme
Die digitale Transformation endet keineswegs bei der internen Aufrüstung von Technologie. IDC argumentiert, dass die Teilnahme an einem neuartigen digitalen Ökosystem künftig zunehmend darüber entscheiden wird, inwiefern ein Unternehmen in der Lage ist, einen Mehrwert zu generieren. Um sich auf dem Markt von morgen behaupten zu können, werden Unternehmen sich mit ihren Wettbewerbern verbünden müssen. Die Vorstellung eines offenen Austauschs von Ressourcen und Informationen mag bei risikoscheuen Führungskräften auf Ablehnung stoßen, doch birgt es weitaus größere Risiken, alles im Alleingang bewältigen zu wollen.
Eine Studie von Deloitte und der Manufacturers Alliance for Productivity and Innovation (MAPI) ist zu folgenden Ergebnissen gekommen:
- 85 % aller Fertigungsunternehmen bezeichnen digitale Ökosysteme als entscheidenden Faktor für ihre Wettbewerbsfähigkeit
- Branchenökosysteme verdoppeln das Tempo der digitalen Transformation
- Unternehmen mit 15 oder mehr strategischen Partnerschaften können einen bis zu zweimal höheren Umsatz erzielen
In der AEC-Branche können Verzögerungen in der Lieferkette bis zu 30 % des gesamten Projektbudgets kosten. Unternehmen, die Teil eines digitalen Ökosystems sind, können Ressourcen, Materialien und Infrastrukturen miteinander teilen, um auf diese Weise zuverlässigere Lieferketten zu schaffen. Und nicht nur das: Sie können aus den Erfolgen und Misserfolgen ihrer Mitstreiter lernen, durch Zusammenarbeit Innovation ankurbeln und Teil einer Gemeinschaft werden, die stärker als die Summe ihrer Teile ist. Die digitale Transformation ist auf dem heutigen Markt längst vom Wagnis zum Branchenstandard avanciert. Um jedoch ihre Früchte ernten zu können, gilt es für Führungskräfte, einen institutionellen Wandel herbeizuführen – immer mit Blick auf das Endziel.