Die Animation von Haaren, Wasser und sonstigen Elementen, die aus einzelnen Partikeln, Fasern oder Strähnen bestehen, zählt zu den größten Herausforderungen für Animationskünstler: Hier gilt es, nicht nur die individuelle Beschaffenheit der Einzelteile, sondern auch die größeren Auswirkungen jeder noch so kleinen Bewegung realitätsgetreu darzustellen. Bei der Animation von Haaren hat kaum ein anderes Unternehmen solche Pionierarbeit geleistet wie die Walt Disney Company – was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass so viele Disney-Charaktere Tiere, Monster oder andere Zottelwesen sind. Bereits 2014 arbeitete der Medienkonzern außerdem an 3D-Druckverfahren zum Entwerfen von Haaren und komplexen Frisuren. Mit seinem Film „Vaiana – Das Paradies hat einen Haken“ (Originaltitel: „Moana“) hat sich Disney nun einer weiteren großen Herausforderung gestellt: der Animation von Wasser.
Der Film spielt im Südpazifik und erzählt die Geschichte der 16-jährigen Vaiana, die sich gemeinsam mit dem Halbgott Maui auf die Spuren ihrer Vorfahren macht, um herauszufinden, warum diese vor rund 1.000 Jahren plötzlich ihre Expeditionen auf den Weltmeeren aufgaben. Wie die kurze Beschreibung zu Recht vermuten lässt, ist im Film jede Menge Wasser zu sehen – und noch mehr als das: Das Meer erwacht regelrecht zum Leben und wird zu einer zentralen Figur, die Vaiana bei ihren waghalsigen Abenteuern als Freund und Helfer zur Seite steht.
Die Darstellung des Meeres als Handlungsfigur stellte das Animationsteam von „Vaiana“ vor zusätzliche Schwierigkeiten: Das CGI-animierte Wasser musste nicht nur echt aussehen und sich entsprechend verhalten (dazu noch auf einer Kinoleinwand und in 3D!), sondern sollte darüber hinaus – im Gegensatz zum echten Meer – eine eigene Persönlichkeit haben. Ein erfahrenes Special-Effects-Team unter der Leitung von Hank Driskill (Technical Supervisor), Kyle Odermatt (Visual Effects Supervisor), Marlon West (Co-Head of Effects) und Dale Mayeda (Co-Head of Effects) stellte sich der anspruchsvollen Aufgabe.
„Wasser ist in dem Film ein allgegenwärtiges Motiv“, erklärt Driskill. „So sind Vaiana und Maui zum Beisiel beim Schwimmen oder auch mitten auf stürmischer See in einem Boot zu sehen. Ein Großteil der Szenen enthält tiefe Gewässer oder Bewegungen verschiedener Art, wie etwa Wasser, das sanft gegen ein Ufer schwappt oder sich während eines Sturms zu tosenden Wellen auftürmt. Kurz gesagt: Wasser spielt eine zentrale Rolle.“
So verwundert es nicht, dass Disney eine Menge Zeit und Rechenleistung in die Entwicklung von Software investiert hat, mit der sich das Verhalten von Wasser nachprogrammieren und realitätsgetreu darstellen lässt. Während in dem vor zwei Jahren erschienenen Kassenschlager „Baymax – Riesiges Robowabohu“ (Originaltitel: „Big Hero 6“) noch rund 45 % aller Szenen Spezialeffekte enthielten, sind es bei „Vaiana“ ganze 80 % – und Wasser macht die Mehrheit davon aus. Driskill erzählt, dass es dem Team wichtig war, die Wassereffekte weitgehend zu automatisieren. Hierzu kamen sowohl branchenspezifische Software, darunter Autodesk Maya mit speziell entwickelten Add-ons, als auch Disneys hochmoderner Renderer Hyperion zum Einsatz, mit dem sich insbesondere Beleuchtungseffekte und Oberflächendetails eindrucksvoll darstellen lassen.