Skip to main content

Neue Kompetenzen gefragt: 6 Tipps für die zukunftsfähige Arbeit mit Robotern

Fertigung Arbeitsplätze Roboter

Könnte ein Roboter künftig Ihren Job erledigen? Für die Fertigungsbranche lässt sich diese Frage nicht mit einem simplen Ja oder Nein beantworten. Denn verschiedene Studien zu dem Thema ziehen unterschiedliche Schlüsse. Fest steht aber: Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine verlangt neue Kompetenzen.

Eine Analyse der Oxford University aus dem Jahr 2013 hat die These aufgestellt, die Automatisierung könnte weltweit die Hälfte aller Arbeitsplätze ersetzen. Eine spätere Prognose der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bezüglich der Auswirkungen der Technologie fällt im Vergleich weniger gravierend aus: Die zu erwartenden Veränderungen seien durchaus beachtlich, nicht jedoch verheerend. Kaum abstreiten lässt sich hingegen, dass die digitale Transformation die Arbeitswelt entscheidend prägen wird. Zwar verschlingt Software in Branchen wie der Fertigung keine Arbeitsplätze, doch sie verändert sie von Grund auf.

Während Maschinen zunehmend routinemäßige Verwaltungs- und Fließbandaufgaben übernehmen, schaffen Trends wie Automatisierung Arbeitsplätze, die es zuvor nicht gab. Da neue Aufgaben bekanntlich neue Fähigkeiten erfordern, setzt eine effektive Vorbereitung auf die Zukunft unter Umständen voraus, Mitarbeitern Kompetenzen anzueignen, die bislang nicht nötig waren.

Zukunft der Arbeit mit Robotern
Roboter müssen bedient werden – weswegen die Mitarbeiter auch nicht ersetzt werden können.

Für Fachkräfte in den betreffenden Berufsfeldern lautet das oberste Gebot technische Versiertheit – oder die Bereitschaft, sich die nötigen technischen Fähigkeiten anzueignen. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass Roboter die eigene Rolle nicht ersetzen, sondern vielmehr ergänzen. Gleichzeitig wirft diese Perspektive große Fragen auf: Wie kann innerhalb des Sektors eine effektive Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine garantiert werden? Welche Kompetenzen werden in digital vernetzten Produktionsstätten unabdingbar sein? Welche Aus- und Weiterbildungsangebote werden Angestellten die reibungslose Bedienung fortschrittlicher Technologien ermöglichen?

Weiterbildung zur Normalität machen

Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die Kluft zwischen Mensch und Maschine zu überbrücken. Angesichts der Auswirkungen der digitalen Transformation auf Arbeitsplätze innerhalb der Fertigungsbranche müssen Führungskräfte die Weiterbildung ihrer Belegschaft zur Normalität machen – ganz besonders im Hinblick auf Aufgaben, die eine Kombination aus fortschrittlicher Technologie und einzigartigen menschlichen Fähigkeiten erfordern.

In diesem Beitrag nehmen wir sechs Tipps von Zukunftsforschern und -experten unter die Lupe, die Fertigungsunternehmen zum Umdenken anregen und ihnen die Rekrutierung und Weiterbildung ihrer Belegschaft mit Blick auf die Herausforderungen der Digitalisierung erleichtern sollen.

Fachkräfte Arbeit mit Robotern
Die Kompetenzen verschieben sich, nicht aber die Notwendigkeit, Fachkräfte im Team zu haben.

1. Weiterhin in menschliche Kompetenzen investieren

Der Siegeszug der Digitalisierung in der Arbeitswelt hat eine unerwartete Konsequenz nach sich gezogen: eine steigende Nachfrage nach spezifisch menschlichen Kompetenzen. Indem sie die repetitiven manuellen Prozesse übernehmen, die in vielen traditionellen Rollen omnipräsent sind, schaffen digitale Tools Freiraum für andere Aufgaben, die allein Menschen erledigen können. Einer Analyse des World Economic Forum zufolge werden menschliche Eigenschaften wie etwa Kreativität, kritisches Denken und emotionale Intelligenz künftig wesentliche Erfolgsfaktoren auf dem Arbeitsmarkt darstellen.

Zur Sicherung ihres zukünftigen Erfolgs müssen Hersteller beginnen, Mitarbeiter zu rekrutieren und weiterzubilden, die nicht nur diese Eigenschaften, sondern auch die erforderlichen technischen Fähigkeiten aufweisen, um mit der wachsenden Automatisierung Schritt zu halten.

Automatisierung
Mit der wachsenden Automatisierung gilt es Schritt zu halten. Daher sollten Mitarbeiter ausreichend technische Fähigkeiten mitbringen.

2. Die Vorteile der Online-Kommunikation ausschöpfen

Auch in Zeiten, in denen sich Automatisierung, Künstliche Intelligenz und Robotertechnik zu alltäglichen Begleitern entwickeln, vertrauen immer mehr Fertigungsfachkräfte auf digitale Lösungen, um ihre aktuellen Aufgaben effizienter zu bewältigen. Zusammenarbeit fördernde Plattformen, die zur Digitalisierung von Arbeitsplätzen beitragen, wie etwa professionelle soziale Netzwerke und Instant Messaging, versprechen, den Erwerb zukunftsweisender Kompetenzen zu fördern. Bereits heute bieten sie ein zusätzliches Maß an Kommunikation und Interaktion, das erforderlich ist, um die Produktivität dauerhaft aufrechtzuerhalten.

„Wir sehen diesen Wandel in Richtung onlinebasierte Arbeit als Chance, weltweit neue Mitarbeiter mit neuen Kompetenzen und Fachkenntnissen zu rekrutieren“, so Christopher Greenough, kaufmännischer Leiter bei SDE Technology. „Wir haben unseren Sitz in den englischen Midlands, doch warum sollten wir keine Techniker aus Schottland oder Wales oder von der Südküste einstellen? Oder welche in anderen Zeitzonen wie in den USA oder Japan? Auf diese Weise könnte das Geschäft vermutlich rund um die Uhr laufen. Allein das könnte in meinen Augen ziemlich revolutionär sein.“

3. Sich in Geduld üben: Upgrades erfordern Vertrauen

Wie aus einer vom US Manufacturing Institute veröffentlichten Studie hervorgeht, planen US-amerikanische Fertigungsunternehmen, in diesem Jahr allein 26 Milliarden Dollar in die Weiterbildung ihrer Belegschaften zu investieren. Der Haken: Mitarbeiter davon zu überzeugen, altbewährte Verfahrensweisen zugunsten neuer Tools hinter sich zu lassen, ist mehr als nur eine Frage des Budgets.

Jeder kann in Maschinen investieren, doch das wichtigste Kapital ist die Belegschaft.” William Bridgeman, Warren Services.

„Wer Veränderung anstrebt, sollte sich bewusst sein, dass dies nicht jedem gefallen wird“, sagt William Bridgeman, Vorsitzender des im englischen Norfolk beheimateten Unternehmens Warren Services. „Jeder kann in Maschinen investieren, doch das wichtigste Kapital ist die Belegschaft. Sie an Bord zu bekommen, ist häufig die größte Herausforderung. Deshalb sollte man die Vorteile hervorheben, die geplante Veränderungen mit sich bringen. Automatisierung und Digitalisierung helfen, Arbeitsabläufe zu beschleunigen, was wiederum mehr Kapazität schafft. Mehr Kapazität bedeutet mehr Ressourcen für das Geschäftswachstum, und das ist in jedermanns Interesse.“

Und weiter: „Diese Botschaft versuchen wir regelmäßig zu vermitteln, indem wir betonen, dass wir repetitiven alltäglichen Aufgaben ein Ende bereiten wollen. Dazu gehört zum Beispiel das Laden von Teilen in eine Maschine oder das Laden von Daten in ein System.” Auch versicherten sie den Mitarbeitern, dass zwar ihre Rolle überflüssig werden könnte, nicht aber ihr Job. „Wir machen ihnen klar, dass es durchaus möglich ist, dass ein Roboter sie ihren derzeitigen Job kostet – doch dass er ihnen gleichzeitig einen besseren schenkt.“

Weiterbildung Mitarbeiter
Je mehr Technologie den Arbeitsalltag ergänzt, desto stärker sollten Unternehmen in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren.

4. Mitarbeiter an Bord bringen: Transformation ist nicht gleich Revolution

Um Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass Weiterbildung der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg ist, gilt es nicht nur, ihnen ein klares Bild ihrer zukünftigen Aufgaben zu vermitteln. Sie müssen auch aktiv in den Veränderungsprozess eingebunden werden.

„Es wäre der falsche Ansatz, überstürzt alles über den Haufen zu werfen, nur um auf die Schnelle etwas Neues zu schaffen“, so Greenough. „Man sollte vielmehr kleine Schritte unternehmen und während des gesamten Prozesses kontinuierlich in die eigenen Mitarbeiter investieren.“

Eine oft sehr effektive Herangehensweise bestünde darin, zunächst ein klar umrissenes, realistisches Ziel zu definieren, das zum Erreichen der gewünschten Veränderung beitrage. „Wir möchten in unserem Betrieb zum Beispiel vollständig auf papierlose Prozesse umstellen, die allesamt über ein integriertes digitales System verwaltet werden”, fährt er fort. „Zu diesem Zweck erstellen wir zunächst eine Übersicht unserer derzeitigen Prozesse, um genau zu ermitteln, in welchen Bereichen Papier zum Einsatz kommt und wo man stattdessen ohne Weiteres auf digitale Tools setzen könnte. Hierbei kommt unseren Mitarbeitern eine aktive Rolle zu und sie können sich mit eigenen Augen von den Vorteilen eines Kurswechsels überzeugen. Gleichzeitig können sie so den Zeitrahmen für die Implementierung dieser Veränderung mitbestimmen.“ 

5. Neue Mitarbeiter als Katalysator der digitalen Transformation nutzen

Ein besseres Verständnis der möglichen Auswirkungen der Technologie auf aktuelle Fertigungsprozesse hilft der gesamten Belegschaft, sich in Zukunft auf anspruchsvollere Aufgaben vorzubereiten, die wachstumsorientierter sind und auch eine persönliche Bereicherung darstellen. In Zusammenarbeit mit erfahreneren Mitarbeitern können Neuzugänge in die Rolle digitaler Katalysatoren schlüpfen, um fest integrierte Prozesse aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

„Eine der einfachsten Möglichkeiten, Bereiche für die Digitalisierung und Optimierung zu identifizieren, besteht darin, einem vielversprechenden jungen Talent mit Ahnung von der Branche ein paar Tage Zeit zu geben, um sich einen Eindruck der Betriebsabläufe zu machen“, so Bridgeman. „Junge Menschen hinterfragen bestimmte Verfahren, die wir für selbstverständlich halten. Sie sind technisch versierter als ältere Generationen. Sie betrachten die Dinge mit anderen Augen und stellen Fragen, die uns gar nicht erst in den Sinn gekommen wären.“

Digital Natives
Junge Menschen sind im digitalen Zeitalter aufgewachsen, sie bringen Impulse in Unternehmen, an die ältere Generationen womöglich nicht gedacht haben.

6. Der erneuten Nachfrage nach praktischen Berufsausbildungen nachkommen

Nicht zuletzt täten Fertigungsunternehmen gut daran, ihre Rekrutierung neuer Mitarbeiter zu überdenken. Partnerschaften mit Universitäten und Hochschulen erweisen sich mitunter als frustrierend, wenn sie nicht auf eine kompetenzbasierte Ausbildung und wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtet sind. Hier können Partnerschaften in Zusammenhang mit Ausbildungsprogrammen ausgezeichnete Ergebnisse liefern.

„Ich bin der Ansicht, dass eine Ausbildung der beste Weg ist, einen Abschluss zu erlangen, ohne einen Kredit aufnehmen zu müssen“, so Greenough. „Angesichts der von der britischen Regierung beschlossenen Ausbildungsplatzabgabe und der zurzeit viel diskutierten zentralen Rolle des Sektors im Hinblick auf die Wiederbelebung der Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie ziehen immer mehr junge Leute eine Tätigkeit in der Fertigungsbranche in Betracht. Es ist der perfekte Zeitpunkt, mit Unternehmen über mögliche Lehrstellenprogramme und Partnerschaften zu sprechen.“

Über den Autor

Mark de Wolf ist freier Journalist und preisgekrönter Copywriter, der sich auf Technologie-Themen spezialisiert hat. Er wurde im kanadischen Toronto geboren, beschreibt sich selbst als „Made in London“ und lebt heute in Zürich. Sie erreichen ihn online unter markdewolf.com.

Profile Photo of Mark de Wolf - DE