Solche auf der Baustelle vorgenommenen Änderungen finden sich weder in den Bauplänen noch im digitalen Modell wieder. Durch diese Modifikationen wird aus dem „geplanten“ BIM-Modell ein „konkret verwirklichtes“ und es ist von entscheidender Bedeutung, dass das endgültige BIM-Modell dem tatsächlichen Bauwerk wie ein „digitaler Zwilling“ entspricht.
In der Praxis ist es leider oft gang und gäbe, dass sich die mit der Konstruktion und dem Betrieb befassten Bereiche gegenseitig ignorieren. Daher wird innerhalb der Unternehmensgruppe hart am Abbau solcher Diskrepanzen gearbeitet, um die Denk- und die technischen Herangehensweisen dieser eigentlich sehr ähnlichen Geschäftsfelder auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. „Während unserer Recherchen zur Gesamtenergieeffizienz wurde uns bewusst, dass viele betriebsbezogene Defizite der Gebäude unmittelbar aus der organisatorischen Trennung dieser beiden Teams resultierten“, erzählt Cottet. „Es handelte sich dabei um einen Schatz, der nur darauf wartete, entdeckt zu werden.“
In enger Zusammenarbeit mit dem Generalunternehmer GA Smart Building und dem Ingenieurbüro Artelia testete Schneider Electric einen sogenannten „Vertrag für garantierte Ergebnisse in der Bauplanung“ – eine Verpflichtung, die Energieeffizienzniveaus bereits bei der digitalen Modellerstellung zu erfüllen. „Dieses Vorhaben ist zugegebenermaßen äußerst komplex. Daher müssen wir hier schrittweise vorgehen“, so Cottet. „Das Ziel besteht in der Erstellung eines digitalen Zwillings unseres letztendlich in der Praxis verwirklichten Gebäudes.“
Im Rahmen der weiteren Verwirklichung des Projekts waren die Teams durch den Einsatz von BIM in der Lage, zu fixen Kosten Zeit zu sparen. „Wir können dadurch die Ausgaben reduzieren, weil uns dieses Tool ermöglicht, unsere Zielvorgaben in Bezug auf die Verringerung des Energieverbrauchs zu erfüllen“, sagt Cottet. „Es stand für unsere Immobilienabteilung außer Frage, unter dem Vorwand ein Gebäude mit maximaler Energieeffizienz zu errichten, eine zusätzliche Million Euro auszugeben.“
Schneider Electric nutzt Autodesk-Software zur Erstellung von operativen Tools für zukünftige Gebäude, darunter auch Monitoring-Schnittstellen, die Informationen über das jeweilige Gebäude in Echtzeit erfassen.
So wird das erste Gebäude bereits seit seiner Fertigstellung von Schneider und seinen Partnern genutzt, um die zum Erreichen des beabsichtigten Stromkonsums von 45 kWh/m² pro Jahr erforderlichen Algorithmen und Funktionen besser zu verstehen. Diese Informationen flossen direkt in die Konstruktion des derzeit in Bau befindlichen zweiten Gebäudes ein, bei dem sogar von einer Verringerung des jährlichen Verbrauchs auf 37 kWh/m2 ausgegangen wird.
Dies ist wahrlich eine Meisterleistung. Besonders angesichts der Zahlen einer Ende 2016 erschienenen Studie von Skanska, aus denen hervorgeht, dass sich der durchschnittliche Gesamtstromverbrauch von zertifizierten Bürogebäuden in Europa auf 142 kWh/m² beläuft. Die von Schneider Electric erreichte Gebäudeperformance ist sogar noch beeindruckender in einer Stadt wie Grenoble, wo die mittleren Temperaturen im Januar unter den Gefrierpunkt sinken können.
Im ersten Gebäude wurden Tausende Sensoren installiert, um eine präzise Verwaltung des Gebäudes zu ermöglichen. „Ein weiteres wichtiges Vorhaben besteht für uns in der Evolution von Big Data zu Smart Data”, bemerkt Cottet. „Daher arbeiten wir an der optimierten Darstellung der entsprechenden Daten, damit wir daraus den größtmöglichen Nutzen ziehen können.“
Schneider Electric hat bei der Planung der Neubauten auch auf Solarenergie gesetzt. So wird das größere der beiden neuen Gebäude mit Sonnenkollektoren auf einer Fläche von ungefähr 4.000 Quadratmetern mehr Energie erzeugen als es im Jahr verbraucht.