Die Digitalisierung der Bauplanung hat den Gestaltungsspielraum für Architekten bereits enorm erweitert. Für die Zukunft sind weitere Innovationsschübe zu erwarten, die u. a. die Entstehung reaktiver, dynamischer Räume und Umgebungen für die Unterhaltungs- und Kreativbranche begünstigen.
In einem Stadtteil von Peking, der bis heute von Hutongs und Siheyuans – engen Gassen mit Wohnhöfen in traditioneller Bauweise – geprägt ist, zeigt das Baitasi House of the Future spannende Möglichkeiten auf, historisches Kulturerbe mit technischer Innovation zu fusionieren. Das nach einem Entwurf von Dot Architects erbaute Wohnhaus basiert auf einem ausgeklügelten Automatisierungskonzept mit einer Reihe beweglicher Module, die die Umwandlung von Wohn- in Arbeitsbereiche ermöglichen. Der Bauplan beruht im Wesentlichen auf quelloffenen Grundrissen, die im Rahmen des WikiHouse-Projekts im Internet zur Nutzung bereitgestellt werden.
Das nachhaltigste Bürogebäude Europas mit einer BREEAM-Bewertung von 98,36 % steht im Amsterdamer Stadtteil Zuidas direkt an der Autobahn. The Edge ist mit 28.000 vernetzten Sensoren ausgestattet, sodass sämtliche Aspekte des Gebäudebetriebs – von der Raumbuchung über die individuelle Regulierung der gewünschten Beleuchtung und Temperatur am Arbeitsplatz – sich mithilfe von Apps steuern lassen. Die Immobilie wurde als Sitz für Deloitte Niederlande geplant und als hochgradig effiziente und reaktive Umgebung konzipiert, die kontinuierlich Nutzungsdaten und Feedback von den Angestellten einholt und aus diesen Daten lernt, Probleme diagnostiziert und eigenständig korrigiert.
Dass auch ein tausend Jahre alter Sakralbau von den Vorteilen zukunftsweisender Technologien und neuer Erkenntnisse aus der Werkstoffforschung profitiert, zeigt die Modernisierung der Westminster Abbey in London mit drahtlos gesteuerter LED-Beleuchtung und Klimatechnik, für die der kalifornische Spezialanbieter Xicato verantwortlich zeichnete. Der Einbau neuer Technologien in historische Gebäude ist mit inhärenten Herausforderungen verbunden, die sich aber durch ein gut durchdachtes Konzept und umsichtiges Vorgehen meistern lassen und durch die deutliche Verbesserung der energetischen Effizienz und Emissionsbilanz mehr als aufgewogen werden.