Um die Vorteile von SLT in der Praxis unter Beweis zu stellen, entwarf das Team von SOM gemeinsam mit den Studierenden des Taubman College einen maßstabsgetreuen Prototyp eines Holzpavillons, einer Konstruktion, die sonst in mehrstöckigen, feuerfesten Gebäuden als Tragwerk dient. Die Konstruktion tauften sie – in Anlehnung an die Bezeichnung Spatial Laminated Timber – auf den Namen „SPLAM“.
Errichtet wurde der SPLAM-Pavillon, der aus 412 Schichtholz-Platten besteht, die insgesamt 912 Holzstücke umfassen, auf dem Campus der EPIC Academy, einer öffentlichen Highschool in Chicago. Nach seiner Fertigstellung im September 2021 war er zunächst Schauplatz einer Reihe von Veranstaltungen im Rahmen der Chicago Architecture Biennial, heute dient er Schülerinnen und Schülern der Academy als Klassenzimmer und Aufführungsort im Freien.
„Anstatt einen Prototyp als simplen Machbarkeitsnachweis zu entwerfen, nur damit er auf der Mülldeponie landet, war es uns wichtig, einen Pavillon zu bauen, der tatsächlich genutzt wird“, so Ng. Als Inspirationsquelle hätten dem Team dabei die US-amerikanischen Freedom Schools der 1960er Jahre gedient – temporäre alternative Schulen, die von führenden Vertretern der Bürgerrechtsbewegung organisiert wurden und sowohl afroamerikanischen Schülern als auch ihren Eltern Räume boten, in denen sie als gleichberechtigte Bürger mit Wahlrechten behandelt wurden. „Als die Bauarbeiten begannen, befanden wir uns auf dem Höhepunkt der Pandemie, und es war tatsächlich sicherer, draußen zu sein als drinnen. In dieser Zeit kam außerdem die Black-Lives-Matter-Bewegung auf“, erinnert sich Ng. „Freedom Schools waren informelle Versammlungen, bei denen bürgerschaftliches Engagement und gemeinschaftliches Wachstum im Vordergrund standen. Durch das Schaffen einer Art offenen, flexiblen Unterrichtsraum sahen wir eine Gelegenheit, an dieses Kapitel der Geschichte anzuknüpfen.“
Maßgeblich an der Umsetzung des Pavillons beteiligt waren laut Ng die Masterstudierenden der Architekturabteilung des Taubman College. Diese hätten – in enger Zusammenarbeit mit den Ingenieuren von SOM – ein ganzes Studienjahr damit verbracht, SLT-Prototypen zu entwickeln und zu testen.
Während des gesamten Planungsprozesses vertraute das Team von SOM auf Autodesk Revit: Die Baupläne ermöglichten es, sämtliche Elemente des Pavillons vor Ort zusammenzubauen und entsprechend zu dokumentieren. Um die Bauarbeiten zu beschleunigen, wurden alle in Revit erstellten Modelle an das zuständige Unternehmen übermittelt. Darüber hinaus waren aufgrund des Designs der Kantholzplatten hochgradig gelenkige Holzverbindungen und vorinstallierte Schraubenhalterungen erforderlich. Mit Autodesk Dynamo ließen sich nicht nur diese Aufgaben in Angriff nehmen, sondern es konnte auch eine Animation erstellt werden, die dem Bauunternehmen als Montageanleitung diente. Nach Fertigstellung des Machbarkeitsnachweises, des endgültigen Designs und der Skripte erfolgte die Herstellung und Montage des Pavillons in jeweils einer knappen Woche.