Generatives Design hält zahlreiche unterschiedliche Vorzüge für verschiedene Branchen bereit. Unabhängig vom jeweiligen Anwendungsgebiet lassen sich vor allem kürzere Fertigungszeiten verzeichnen. Für Dhiraj Madura, Leiter der globalen Abteilung für Produktdesign bei SRAM, und seine Kollegen steht fest, dass komplexere Produkte neue, fortschrittliche Methoden und Fertigungsmittel erfordern. „Iterationen sind für uns fester Bestandteil des Produktdesigns. Allerdings ist der Prozess mitunter sehr langwierig“, so Madura.
Wie King erläutert, habe der Einsatz von Generativem Design erhebliche Zeiteinsparungen ermöglicht: „Für mich spielt das Verfahren eine ganz grundlegende Rolle bei der Entwicklung struktureller Komponenten“, betont er. „Je früher Generatives Design bei der Planung zum Einsatz kommt, umso besser können wir nachvollziehen, welchen Belastungen die geplanten Komponenten standhalten. So können wir nicht zuletzt auch aus optischer Sicht gezielter auf das Ergebnis hinarbeiten, das Kunden sich wünschen.“
Ungeachtet dieser vielversprechenden Aussichten ist Generatives Design aktuell noch ein neuartiges Verfahren, das sich in vielerlei Hinsicht noch bewähren muss – ganz besonders in den Augen von Herstellern, für die letztlich nur konkrete Ergebnisse bares Geld wert sind.
Auch Madura gesteht, dass er anfangs Bedenken hatte, ob die Methode für SRAM geeignet sei: „Die Prototypen hatten eine skelettartige Struktur. Offen gesagt zweifelte ich daran, dass sie bei den Verbrauchern gut ankommen würden.“
Doch der Schein trügt. Zwar weisen tatsächlich viele im generativen Verfahren hergestellte Produkte und Bauteile außergewöhnliche, oftmals gitterartige oder der Natur nachempfundene Formen auf. Doch die Technologie kann weitaus mehr: Je nach der gewünschten Ästhetik sowie den verwendeten Werkstoffen und Fertigungsmethoden lassen sich damit durchaus auch traditionellere Strukturen erreichen.
Das wahre Versprechen des Generativen Designs liegt dabei in seinem Potenzial, Produktdesigner zum Überdenken ihrer Arbeitsweisen zu inspirieren. Wie King es auf den Punkt bringt: „Wenn man im 3D-Drucker ein kostspieliges Bauteil herstellt, ist es erst mal nicht so wichtig, ob daraus ein Produkt wird oder nicht. Es geht in erster Linie darum, neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen, was in puncto Budget, Gewicht, Stil und Optik möglich ist und was nicht. Diese Informationen helfen uns letztendlich, Kunden ein Produkt zu bieten, das ihnen gefällt und das sie motiviert, sich aufs Fahrrad zu setzen.“
Mit seinem Projekt verfolgte das Team von SRAM zu keinem Zeitpunkt das Ziel, ein neues Serienteil zu entwickeln. Als zentrales Bestandteil eines jeden Fahrrads war der Kurbelarm lediglich das ideale Versuchsobjekt, um die möglichen Vorteile des Generativen Designs bei der Entwicklung zukünftiger Bauteile zu erproben. Ganz im Einklang mit der Unternehmensphilosophie ging es nicht um das Produkt an sich, sondern in erster Linie um Innovation.