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Der Möbelhersteller Steelcase setzt auf Inklusivität und Vielfalt im Unternehmen, um Talente zu fördern und Gemeinschaften zu stärken

Credit: Steelcase.
  • Laut dem „State of Design & Make“-Report 2024 von Autodesk haben Unternehmen in Entwicklungs- und Fertigungsbranchen weiterhin Schwierigkeiten, passende Fachkräfte zu finden.     
  • Um allen Mitarbeitenden einen gleichgestellten Zugang zu Chancen zu ermöglichen, verfolgt der Möbeldesigner und -hersteller Steelcase einen ganzheitlichen und nachhaltigen Ansatz bei der Personalentwicklung.
  • Durch Maßnahmen zur Entwicklung einer inklusiven Personalbeschaffungsplanung bzw. inklusiven Weiterbildungsmöglichkeiten setzt Steelcase vor allem auf Vielfalt im Unternehmen, um so wiederum seine Wettbewerbsfähigkeit für die nächsten Jahrzehnte sicherzustellen.

Der international agierende Vorreiter für Design und Ideenentwicklung entwirft und fertigt Möbel für Büros, Krankenhäuser und Klassenzimmer. Die Firma achtet beim Teamaufbau auf Vielfalt, stellt gleichgestellten Zugang zu Chancen sicher und schafft eine Kultur der Inklusion. Die Entwicklung einer zukunftsfähigen, vielfältigen globalen Belegschaft sei ebenso wichtig wie der Ausbau besserer Arbeitsplätze, so der Betrieb mit Sitz in Grand Rapids im US-amerikanischen Bundesstaat Michigan. „Um den Umbruch zu schaffen, müssen wir neue Wege mit Ansätzen beschreiten, die Inklusion und Innovation fördern“, erklärt Kim Dabbs, Global Vice President of ESG and Social Innovation bei Steelcase.

Damit steht das Unternehmen nicht allein da. Laut dem „State of Design & Make“-Report von Autodesk für 2024 geben 43 % der Firmen in den Entwicklungs- und Fertigungsbranchen an, dass der mangelnde Zugang zu qualifizierten Fachkräften das Wachstum des Unternehmens behindere. Gegenüber dem Vorjahr (64 %) ist dieser Wert jedoch deutlich gesunken. Auch wenn der Rückgang sich teilweise durch makroökonomische Bedingungen erklären lässt, geht aus dem Bericht hervor, dass viele Firmen zur Lösung des Problems auf den Ausbau von Maßnahmen zur Personalsuche bzw. Fortbildung der vorhandenen Fachkräfte setzen. Solche Ansätze können das erfolgreiche Anwerben neuer Fachkräfte, die Bindung von Mitarbeitenden oder eine Produktivitätssteigerung zum beiderseitigen Nutzen von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden unterstützen.

Dem „State of Design & Make“-Report zufolge treffen Firmen Maßnahmen zur Verstärkung der Unternehmenskultur, um neue Fachkräfte anzulocken und bestehende Mitarbeitende langfristig an das Unternehmen zu binden. Führungskräfte bei Steelcase engagieren sich mit Leidenschaft für die Förderung von Inklusion und Vielfalt im Unternehmen. „Erfahrungen bei der Arbeit werden nicht nur durch Richtlinien, Abläufe und Werkzeuge, sondern auch durch die Kultur und Räumlichkeiten     gestaltet“, erläutert Dabbs. „Unser Schwerpunkt liegt auf einer Kultur der Inklusion und des Zusammengehörigkeitsgefühls, in der alle Menschen das Gefühl haben, dass sie wahrgenommen und geschätzt werden und dass ihre Anliegen Gehör finden. Die Erfahrung am Arbeitsplatz leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Wir bauen unsere Methodik des inklusiven Designs aus und lernen gemeinsam mit globalen Partnern, wie wir zugänglichere und gerechtere Arbeitsräume für Menschen schaffen können.“

Obwohl der weltweite Fachkräftemangel sich allmählich entspannt, kämpfen viele Unternehmen weiterhin mit Herausforderungen, darunter dem fehlenden Zugang zu qualifizierten Mitarbeitenden, eine schnell alternde Belegschaft und hohe Abwanderungsraten. Entscheidend für die Überwindung dieser Hürden könnten vier wirkungsorientierte Programme sein, die den Ansatz von Steelcase zur Förderung von Talenten veranschaulichen.

„Unser Schwerpunkt liegt auf einer Kultur der Inklusion und des Zusammengehörigkeitsgefühls, in der alle Menschen das Gefühl haben, dass sie wahrgenommen und geschätzt werden und dass ihre Anliegen Gehör finden. Die Erfahrung am Arbeitsplatz leistet dazu einen wichtigen Beitrag.“

—Kim Dabbs, Global Vice President of ESG and Social Innovation, 
Steelcase Investition in die Fachkräfte der Zukunft

Investition in die Fachkräfte der Zukunft

Bei der Personalentwicklung von Steelcase geht es nicht nur darum, einzelne Fachkräfte zu engagieren, sondern Talente zu fördern, sodass auch ganze Gemeinschaften gestärkt werden. Aus diesem Grund pflegt die Firma eine langjährige Partnerschaft mit dem West Michigan Center for Arts and Technology (WMCAT). Die gemeinnützige Organisation unterstützt sowohl Jugendliche als auch Erwachsene dabei, lohnende Karrieren zu finden und so soziale sowie wirtschaftliche Chancen zu nutzen.     

Das Kursangebot des WMCAT bietet praktische Lehrgänge in Kunst und Technologie für Schüler der Mittel- und Oberstufe an, um ihnen das Praxislernen zu ermöglichen. Außerdem liegt der Fokus auf     einem Orientierungsjahr für Schulabgänger, um ihnen bei der Berufswahl zu helfen      und einem Weiterbildungsprogramm, das arbeitslose Erwachsene dabei unterstützt, den Wiedereinstieg in die Ausbildung zu erleichtern, eine praktische Einarbeitung zu absolvieren und sich auf eine Karriere mit einem existenzsichernden Einkommen vorzubereiten.

Steelcase betrachtet die Unterstützung für WMCAT und ähnliche Organisationen gleichzeitig als Investition in die Fachkräfte der Zukunft und Hilfeleistung für aktuelle Arbeitnehmende, damit sie Lücken in der Bildung und bei den Beschäftigungsmöglichkeiten schließen, was wiederum einen Beitrag zur Stärkung der Gemeinschaften leistet, in denen sie leben. „Wir berücksichtigen nicht nur die schrittweise Fortbildung und Umschulung, sondern überdenken auch, wie man solche Ökosysteme ganzheitlich angehen könnte oder wie unkonventionelle Wege der Hilfe aussehen könnten“, erklärt die ehemalige WMCAT-Direktorin Dabbs.

Laut Steelcase basiere die erfolgreiche Partnerschaft mit WMCAT nicht nur auf Zeit- oder Geldspenden, sondern vielmehr auf dem Einsatz der eigenen Fachkompetenz für eine Zusammenarbeit mit dem Ziel, sinnvolle Lösungen für bestehende Probleme zu finden. Das Unternehmen messe seine Leistung auf genau diese Weise, so Dabbs. Steelcase überlasse Partnern wie WMCAT die Führung, indem diese selbst Ziele setzen und Erfolge definieren.

„Wir messen die Wirkung“, führt Dabbs fort. „Es geht nicht nur darum, wie viele Kinder teilnehmen. Vielmehr fragen wir nach den praktischen Verbesserungen in ihrem Leben. Um definieren zu können, wie die Auswirkungen für sie im Rahmen der Gemeinschaft sein sollten, arbeiten wir mit Gemeinschaftspartnern, denen die Themen am nächsten sind.“

Ein Ferienlager der etwas anderen Art

Vielfalt im Unternehmen Steelcase – auch gefördert durch das Ferienlager “Camp Ignite”
Beim Ferienlager „Camp Ignite“ im rumänischen Klausenburg erwerben Jugendliche aus unterrepräsentierten Gruppen bei Workshops und Team-Building-Übungen Kompetenzen für einen erfolgreichen Einstieg ins Erwachsenenleben. Credit: Steelcase.

Steelcase veranstaltet den Ferienlager „Camp Ignite“ im rumänischen Klausenburg mit dem Ziel, Jugendliche zu befähigen, wirtschaftlich erfolgreiche und sozial verantwortungsvolle Erwachsene zu werden. Das fünftägige Ferienlager wurde 2015 in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Kinderhilfswerk World Vision gegründet und findet zweimal im Jahr statt. Hier gestalten und unterstützen Steelcase-Mitarbeitende Workshops und Gruppensitzungen sowie Team-Building-Aktivitäten für 30 Jugendliche aus unterrepräsentierten rumänischen Gemeinschaften. Zu den Themen gehören Unternehmensführung, kritisches Denken, Gleichstellung der Geschlechter, Vielfalt und Inklusion.

Dabbs bewertet die Ergebnisse als „wirklich schön“. Die Mission von „Camp Ignite“ bestehe darin, Gender-Stereotypen zu hinterfragen, indem es Führungskräftetrainings anbiete, um „jungen Frauen dabei zu helfen, ihre Stimme zu finden“ und „jungen Männern beizubringen, wie sie die Selbstbestimmung der Frauen unterstützen können“, so die Steelcase-VP weiter.

Zwei Jugendliche schauen gemeinsam auf einen Laptop im Steelcase-Büro.
Bei „Ignite Explorers“ nehmen Absolventen des „Camp Ignite“ an einem dreiwöchigen Praktikum im Steelcase-Büro in Klausenburg teil. Credit: Steelcase.

Für manche Absolventen des „Camp Ignite“ geht diese Erfahrung auch später weiter mit einem dreiwöchigen „Ignite Explorers“-Praktikum am Standort von Steelcase im rumänischen Klausenburg. „Wir zeigen den Teilnehmenden verschiedene berufliche Optionen auf“, so Dabbs. Diese Erfahrung solle den jungen Menschen die Möglichkeit bieten, auf die bei „Camp Ignite“ gelernten Lektionen aufzubauen und sich dadurch auf ihre zukünftige Karriere vorzubereiten. „Es geht nicht um die Fortbildung oder Umschulung im herkömmlichen Sinne, weil wir Teil ihres Lebens waren“, sagt die Social-Innovation-Expertin. „Wir haben ihnen geholfen, ihre Stimme zu finden, damit sie ihre Begabungen ausleben können.“

2022 ergänzte Steelcase die „Ignite“-Reihe mit einer weiteren Stufe: Bei „Ignite Amplify“ werden Absolventen des „Ignite Explorer“-Praktikums einem Mentor für eine dreimonatige berufliche Fortbildung zugewiesen. Bei dieser Schulung entstehen persönliche Entwicklungsmöglichkeiten sowohl für Mentoren als auch für Mentees.

Förderung der Selbstbestimmung von Frauen

Gender-Stereotypen durchbrechen für die Vielfalt im Unternehmen – das gelingt auch im Steelcase-Werk im indischen Pune.
Beim Steelcase-Werk im indischen Pune betrachtet der Verein „Women of Steel“ Fabrikjobs als Weg zu sozialer und wirtschaftlicher Freiheit und arbeitet daran, Gender-Stereotypen zu durchbrechen. Credit: Steelcase.

Wie in vielen anderen Ländern haben Frauen in Indien bisher üblicherweise nicht in der Fertigungsbranche gearbeitet. Beim Steelcase-Werk in der belebten Stadt Pune allerdings wird das Thema von einer Gruppe beeindruckender Frauen, die sich als Women of Steel bezeichnen, anders betrachtet. Sie sehen einen Fabrikarbeitsplatz als unschätzbar wertvolles Sprungbrett für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Freiheit.

Steelcase unterstützt die „Women of Steel“ durch eine Reihe von Initiativen, die darauf abzielen, Änderungen in einem Land herbeizuführen, das immer noch an vielen überholten Gender-Stereotypen festhält.

  • Einstellungen ändern: Steelcase möchte Führungskräfte und Gemeinschaftsmitglieder über die Realität der modernen Fertigungsbranche aufklären, damit diese sich erfolgreiche Frauen in der Fabrikhalle besser vorstellen können. Besonders wichtig ist es auch, männliche Verbündete zu gewinnen, die sich für die Förderung von Frauen am Arbeitsplatz einsetzen.
  • Unterstützung anbietenUm Frauen den Einstieg in die Arbeitswelt zu erleichtern, bietet die Werksleitung in Pune Flexibilität, Bildung und Ausbildung sowie Zusatzleistungen wie Jobsharing, Kinderbetreuung oder Transport an.
  • Maßnahmen ergreifen: Steelcase hat in Pune Raum für den Erfolg von Frauen geschaffen, indem die Firma eine ausschließlich mit Frauen besetzte Montagelinie aufgebaut hat. Geplant ist eine weitere Montagelinie, die ausschließlich von Frauen besetzt ist. Dabei ist die Werksleitung auch bestrebt, Frauen für andere Positionen einzustellen und mit Zulieferern zusammenzuarbeiten, die ebenfalls Frauen beschäftigen.

Qualifizierte zugewanderte Fachkräfte engagieren

Unternehmen fangen an, sich neue, bisher übersehene Fachkräftepools zunutze zu machen, aus denen sie Einzelpersonen einstellen können, die wertvolle Kompetenzen und neue Sichtweisen anbieten können. Neben der Vergrößerung ihrer Belegschaft geht es dabei explizit um die Beseitigung von Hindernissen, die der Chancengleichheit bislang im Weg standen. Für die Firma aus Michigan besteht einer dieser Fachkräftepools aus Migranten.

Steelcase arbeitet seit 2018 mit Migrantengemeinschaften, um Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen, die nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für Mitglieder dieser Gemeinschaften eine radikale Änderungsmöglichkeit darstellen. Beim Standort in Grand Rapids etwa ging das Unternehmen bei der Personalsuche auf eine lokale Flüchtlingsorganisation zu, um passende Kandidaten zu finden. Mittlerweile gehören etwa 45 % der Mitarbeitenden der firmeneigenen Fabriken in dieser Stadt unterrepräsentierten ethnischen Minderheiten an, darunter auch Migrantengruppen. Beim Steelcase-Verteilerzentrum in der Nachbarstadt Kentwood machen Migranten aus Myanmar fast 20 % der Belegschaft aus.

2020 weitete Steelcase das Engagement für Migrantengemeinschaften auf Europa aus, indem es eine Partnerschaft mit Ashoka einging. Mit seiner Initiative Hello Europe widmet sich das globale Netzwerk von Sozialunternehmenden der Suche nach erfolgversprechenden, skalierbaren Lösungen für Migrationsherausforderungen auf dem gesamten Kontinent. Im Februar 2023 beispielsweise brachten Ashoka und Steelcase eine Gruppe von Unternehmensführenden, Sozialunternehmenden und Migranten zusammen, um Ideen über neue Ansätze für Gerechtigkeit,     Inklusion und Vielfalt in Unternehmen auszutauschen, einschließlich der Gewinnung, Einstellung und Einarbeitung eines vielfältigeren Fachkräftepools. Ziel dabei war nicht nur, Arbeitskräfte einzustellen, sondern vielmehr einen Entwicklungsplan zu erstellen, der systemische Veränderungen und soziale Auswirkungen fördert.

Vom US-Bundesstaat Michigan bis Europa spielen für Steelcase externe Partner eine entscheidende Rolle bei der Schaffung von Arbeitsplätzen sowie dem Angebot von Schulungen und Einarbeitungsprogrammen, die rechtlich und kulturell auf Migrantengemeinschaften zugeschnitten sind. „Bei Überlegungen, die unsere Partnerschaften mit solchen Gemeinschaften betreffen, berücksichtigen wir nicht nur firmeninterne Meinungen. Man lernt am meisten von den Gemeinschaften, denen die Themen am nächsten sind“, teilt Dabbs mit.

Eine Verbindung von Menschen und Gewinn

Für das ungeübte Auge können Investitionen in den Aufbau von Verbindungen zu Gemeinschaften oder einer positiven Arbeitsplatzkultur wie kaum mehr als Öffentlichkeitsarbeit oder Werbung aussehen. Bei Steelcase sehen     die Führungskräfte jedoch das große Ganze und entwickeln weltweit Programme, um Kompetenzlücken zu ermitteln, Schulungsmöglichkeiten zu entdecken und unkonventionelle Personal-Pipelines zu etablieren.

„Wenn man nicht nur die eigene Aufgabe oder Organisation sieht, sondern die ganze Umgebung, zu der man gehört – und damit, wie alles innerhalb und außerhalb der      Branche verbunden ist –, erzielt man die stärkste Wirkung“, beschreibt Dabbs. Laut der Steelcase-VP schaffen Organisationen, die frühzeitig in möglichst vielfältige Fachkräfte-Pipelines und inklusive Belegschaften investieren, die besten Voraussetzungen dafür, die Bedürfnisse und Anforderungen sämtlicher Kunden zu erfüllen.

Über den Autor

Matt Alderton lebt und arbeitet in Chicago als freischaffender Publizist. Er hat sich auf Wirtschaftsthemen, Design, Ernährung, Reisen und Technologie spezialisiert. Unter anderem hat der Absolvent der Medill School of Journalism an der Northwestern University in Illinois bereits über Beanies, Mega-Brücken, Roboter und Hähnchen-Sandwiches berichtet. Er ist über seine Website MattAlderton.com zu erreichen.

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