Skip to main content

Mit virtuellem Tourismus gegen den Lager-Koller: 6 Baudenkmäler laden zur Besichtigung ein

Ohne Wartezeit und ganz bequem von zu Hause: virtueller Tourismus macht es möglich.

Werden Ihnen die eigenen vier Wände langsam zu eng? Im Covid-bedingten Homeoffice fällt selbst ausgeglichenen Gemütern früher oder später die Decke auf den Kopf. Gönnen Sie sich also eine Pause, lehnen Sie sich zurück und begeben Sie sich ganz entspannt auf eine Rundreise durch die Architekturgeschichte. Der Eintritt ist frei!

1. Akropolis: Griechische Vibes

In der Hitparade der Künste und Wissenschaften gibt es eine klare Nummer eins: Die alten Griechen waren Weltmeister der Mathematik und Naturwissenschaften, Literatur und Theaterkünste, Philosophie und Pädagogik. Ach ja, und die Demokratie haben sie ebenfalls erfunden. Als steinernes Wahrzeichen dieser vielfältigen Errungenschaften ragt die Akropolis hoch über der Hauptstadt Athen auf. Das Herzstück der Anlage aus Tempeln und Toren ist der Parthenon, dessen Säulen im dorischen Baustil jedes Schulkind aus dem Geschichtsbuch kennt. Doch ist er längst nicht das einzige sehenswerte Baudenkmal auf dem Gelände. Hätten Sie‘s gewusst? Der Parthenon, der heute in weißem Marmor erstrahlt, präsentierte sich ursprünglich farbenfroh und kunterbunt in leuchtendem Rot, Grün und Blau! Zur virtuellen Führung

Die Akropolis
Die Akropolis heute

2. Taj Mahal: Ein Grabmal zu Ehren einer unsterblichen Liebe

„Der Mond verbarg vor Scham sein Gesicht vor ihr“, heißt es in der Hommage eines Hofdichters an Mumtaz Mahal. Als die Hauptfrau des Großmoguls Shah Jahan 1631 bei der Geburt ihres 14. Kindes starb, setzte der trauernde Gatte ihr mit dem Taj Mahal ein Grabmal und zugleich seiner Liebe ein Denkmal. Über 20.000 Handwerker und Arbeiter – sowie 1.000 Elefanten – wirkten an dem Bauprojekt mit, dessen Fertigstellung zwei Jahrzehnte in Anspruch nahm. Islamische, persische und indische Einflüsse fügen sich zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk zusammen. Die vollkommene Symmetrie wird nur durch das später angebaute Grabmal für Shah Jahan durchbrochen (Mahals Sarkophag befindet sich genau in der Mitte der Krypta.) Hätten Sie‘s gewusst? Unter der britischen Kolonialherrschaft wurde die Grünanlage um das Bauwerk im Stil eines englischen Gartens „restauriert“. Zur virtuellen Führung

3. Petra: Schatzsuche in Jordanien

Glauben Sie nicht alles, was Sie im Kino sehen. Den Heiligen Gral, den Harrison Ford in „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ im jordanischen Petra sucht, findet und wieder verliert, werden Sie dort nicht bergen.

Dennoch gibt es in der nabatäischen Felsenstadt jede Menge Schätze zu entdecken. Direkt dem Eingang gegenüber steht das Khazne al-Firaun mit seiner markanten hellenistischen Fassade, das Steven Spielberg als Kulisse diente. Die um 312 v. u. Z. von den Nabatäern gegründete Stadt wurde direkt aus dem Felsen gemeißelt. Besonders eindrucksvoll zeigt sie sich im Licht der auf- und untergehenden Sonne, das die Tempel, Grabmäler und weiteren Bauwerke rosig-orange glühen lässt.

Dem griechischen Geschichtsschreiber Strabon zufolge waren die Nabatäer – ein Sammelbegriff für mehrere Nomadenstämme, die in der Antike die Handelsrouten nach Südarabien kontrollierten, bis sie unter Trajan ins Römische Reich eingegliedert wurden – Sonnenanbeter, deren Kultstätten oft einen Bezug zu Sonnenwenden und anderen astronomischen Ereignissen aufweisen. Hätten Sie‘s gewusst? Die Ruinen der „verlorenen Stadt“ Petra wurden 1812 von dem Schweizer Orientalisten Johann Ludwig Burckhardt wiederentdeckt; der seither ausgegrabene und touristisch erschlossene Teil macht nur etwa 15 Prozent der Gesamtfläche aus. Zur virtuellen Führung

Petra im heutigen Jordanien
Petra im heutigen Jordanien

4. Musée d‘Orsay: Großer Bahnhof für die moderne Kunst

Das Pariser Musée d‘Orsay beherbergt nicht nur die weltweit größte Sammlung impressionistischer und postimpressionistischer Gemälde, sondern ist auch selbst ein Meisterwerk der Baukunst. Das heutige Museum befindet sich im ehemaligen Bahnhof Gare d’Orsay, einem imposanten Bauwerk im historistischen Stil der Beaux-Arts-Architektur mit prächtigem Glasdach.

Der 1900 fertiggestellte Bahnhof war als weltweit erster für den elektrifizierten Eisenbahnverkehr ausgelegt und mit Innovationen wie Rolltreppen und Rampen ausgestattet. Bereits Ende der 1930er Jahre musste der Fernverkehr jedoch eingestellt werden, da die Bahnsteige für die neue Generation von Zügen zu kurz geworden waren. Der in den 1970er Jahren drohende Abriss des Prachtbaus konnte glücklicherweise verhindert werden; 1986 wurde das Museum eröffnet und schrieb seinerseits Baugeschichte – als erste Umwidmung einer Industrieanlage in ein Museum von nationaler und internationaler Bedeutung. Hätten Sie‘s gewusst? Die Pläne für die historische – 1963 abgerissene – Penn Station in New York basierten auf dem Gare d‘Orsay. Zur virtuellen Führung

5. Londoner Royal Academy of Arts: Die sinnliche Dimension der Architektur

Für Exponate in Kunstmuseen gilt normalerweise: „Berühren verboten“. Nicht so bei „Sensing Spaces: Architecture Reimagined“ – die Ausstellung in der Londoner Royal Academy of Arts stand ganz im Zeichen immersiver Installationen von sieben renommierten Architekten, die vornehmlich den Geruchs- und Tastsinn ansprechen sollten.

Besucher durften bunte Plastikstrohhalme in einen Tunnel aus Kunststoff-Wabenkernplatten einflechten, durch einen Saal voller komplexer Bambuskonstruktionen schlendern, die mit den Aromen von japanischem Zedernholz und Tatami getränkt waren, und die Prunkdecke der Galerie über mehrere Wendeltreppen erkunden. Die zehnwöchige Ausstellung endete im April 2014, kann aber in virtueller Form weiterhin besichtigt werden.

Hätten Sie‘s gewusst? Die Idee, primär visuelle Kulturerlebnisse durch olfaktorische Sinnesreize anzureichern, ist keineswegs neu. Bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert gab es immer wieder Versuche zur Realisierung des Geruchs-, Riech- oder Duftkinos – ein Ansinnen, das US-Kultregisseur John Waters in seiner Filmsatire „Polyester“ (1981) gleich mit auf die Schippe nahm: Kinobesucher erhielten Geruchskarten, die sie bei bestimmten Szenen rubbeln mussten, um den jeweils passenden Duft (u. a. „Flatulenz“, „Stinktier“, „schmutzige Schuhe“ und „Lufterfrischer“) freizusetzen. Zur virtuellen Führung

6. Frank Lloyd Wrigh: Auf den Spuren eines amerikanischen Architekturgenies

Frank Lloyd Wright zählt zu den erfolgreichsten und produktivsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Im Zuge seiner sieben Jahrzehnte umspannenden Laufbahn schuf er Entwürfe für über 1.000 Gebäude, von denen jedoch nur 532 realisiert wurden – darunter zahlreiche unumstrittene Meisterwerke wie das Guggenheim Museum in New York, Fallingwater in Pennsylvania und die Usonia-Häuser.

Viele der 59 öffentlich zugänglichen Wright-Bauwerke in den USA sind derzeit für Besucher geschlossen, können jedoch dank einer gemeinsamen Initiative mehrerer Stiftungen (der Frank Lloyd Wright Building Conservancy, Frank Lloyd Wright Foundation und Unity Temple Restoration Foundation) einmal in der Woche, jeweils donnerstags, virtuell besichtigt werden.

Hätten Sie‘s gewusst? Wrights Mutter war überzeugt, dass ihr Sohn für die Architektur prädestiniert sei, und soll die Wände seines Kinderzimmers mit Kupferstichen gotischer Kathedralen behängt haben. Weitere Informationen zu den wöchentlichen Video-Führungen finden Sie hier.

Über den Autor

Missy Roback ist Schriftstellerin, Musikerin und leidenschaftliche Sammlerin von Schaufensterpuppen. Eine Auswahl ihrer Texte und Musik (aber keine Mannequins) finden Sie unter www.missyroback.com.

Profile Photo of Missy Roback - DE