Könnten Ski aus biobasiertem Kunststoff eine sauberere Zukunft für den Wintersport bedeuten?
Der Skihersteller WNDR Alpine aus Salt Lake City möchte die Branche mit seinen neuen Skiern transformieren, die aus einem neuen und im Überfluss vorhandenen Material – biobasiertem Kunststoff – entwickelt und hergestellt werden. Das Geheimnis der Tourenski des Unternehmens liegt im Mikroalgenöl. Es ersetzt das Erdöl, das beim Kunststoff im Kern und in den Seitenwänden der Ski enthalten ist.
Das neue Material wurde von Checkerspot entwickelt, der Biotechfirma, der auch WNDR Alpine gehört. Es bietet mehr Leistung und gleichzeitig weniger Emissionen. Es bedeutet außerdem den ersten Materialfortschritt seit den 1950er Jahren. WNDR hofft aber, dass andere Sportartikelhersteller ihrem Beispiel folgen. „Wir haben kein Interesse daran, die Technologie exklusiv anzubieten“, erklärt Matt Sterbenz, Geschäftsführer im Bereich Wintersport bei Checkerspot. „Wir möchten sie zu 100 % demokratisieren.“ Mehr erfahren Sie im Video.
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Matt Sterbenz, Geschäftsführer Wintersport, Checkerspot: Auf Skitouren kam ich ursprünglich, als ich auf der Suche nach unberührten Gebieten war. Als ich vom professionellen Skifahrer zum Hobby-Skifahrer und schließlich zum Produktentwickler wurde … habe ich gemerkt, dass mich die unberührten, naturbelassenen Landschaften mehr anziehen. Diese Umgebung ist einfach inspirierend.
Scott Franklin, Forschungsleiter, Checkerspot: Checkerspot entstand vor etwa vier Jahren. Wir fragten uns, ob die Plattform, an der wir bereits seit acht Jahren arbeiteten, im materialwissenschaftlichen Bereich genutzt werden könnte. Dieser Bereich bot uns viele lukrative Möglichkeiten.
Wir wussten, dass wir eine Marke aufbauen würden. Wir wussten noch nicht, was das für eine Marke werden würde, wir brauchten sie aber, um unsere Technologie zu vermarkten.
Sterbenz: Die Übernahme von WNDR Alpine kam zustande, weil wir hier die Chance sahen, die einzigartigen biobasierten Polyurethane weiterzuentwickeln, die wir im Labor in Berkeley zu entwickeln begonnen hatten. Die Outdoor-Community würde diese biobasierten, auf Leistung ausgerichteten und speziell gefertigten Alternativen zu schätzen wissen. Wir wollten den Markt auch nicht mit einer komplett neuen Form überfordern. Wir wollten einen Ski vorstellen, der in seiner Form, seinem Flexprofil, seinem Gewicht usw. den bekannten Produkten ähnlich war. Sprechen wir aber über die neuen Materialien, denn bis jetzt ist noch niemand mit Materialien Ski gefahren, die auf Mikroalgen basieren.
Grace VanSurksum, Materialwissenschaftlerin, Checkerspot: Ich finde es toll, daran teilzuhaben, unserer Welt neue Möglichkeiten zu eröffnen, denn die alten funktionieren offensichtlich nicht mehr so gut. Diese kleine, simple Idee, aus Algen Öl herzustellen und daraus Materialien zu fertigen und diese dem Kunden anzubieten, zeigt den Leuten, dass dieses Unternehmen, das sehr auf seinen ökologischen Fußabdruck achtet, auch Geld verdient. Und das ist eine große Sache.
Xan Marshland, Leiter Markenentwicklung, Checkerspot: Das ist das erste Mal in der Geschichte des Skibaus überhaupt, dass wir Zugang zu zweckbestimmten Materialien neuen Ursprungs haben. Wir sind im Grunde unsere eigene Lieferkette. Das bietet uns ganz neue Möglichkeiten, unsere gewünschten Leistungsmerkmale in die Realität umzusetzen. Außerdem kommen unsere Materialien aus einer erneuerbaren Quelle, daher sind sie viel umweltverträglicher als die etablierten Materialien aus Erdölderivaten.
Daniel Malmrose, Fertigungsdirektor, Checkerspot: Bei erdölbasierten Produkten sind die Möglichkeiten sehr begrenzt. Wir beginnen mit Rohstoffen aus der Natur, daher haben wir zahlreiche Varianten. Unser Ziel ist null Abfall und maximale Wiederverwendung. Wir machen also Fortschritte und nutzen erneuerbare Quellen wie Algen.
Garrett Witmer, Maschinenbauingenieur, WNDR Alpine: Der Designprozess beim Intention 110 beginnt normalerweise mit dem Kunden oder den Personen, welche die Skier nutzen möchten. Sie bringen ihre Ideen in das Design ein. Danach wird es auf alle möglichen Weisen getestet, um unsere Praxisergebnisse zu bestätigen und unsere ursprüngliche Vision schließlich in die Wirklichkeit umzusetzen.
Malmrose: Wir verwenden [Autodesk] Fusion 360, um in unserem Produktentwicklungsprozess schnell verschiedene Varianten zu erstellen. Wir nutzen CAD und CAM, zerlegen alles wieder, testen es – und das in wenigen Tagen.
Witmer: So können wir schnell Prototypen erstellen. Genau das brauchen wir als innovatives Start-up-Unternehmen.
Malmrose: Es ist das vertikalste Unternehmen, bei dem ich je war – von der DNA zum Öl zu den Materialien zum Produkt – wir sind von Anfang an dabei. Seit den 50er Jahren sind wir wohl die ersten, die neue Materialien in die Skibranche einführen. Das ist schwierig. Es ist nicht einfach. Und kein anderer will das machen. Ja, es gibt überall Widerstände. Wir glauben aber, dass es einen Leistungsvorteil bedeutet. Wir glauben, dass die Umwelt davon profitiert. Wir glauben, dass es dabei nur Vorteile gibt. Und deswegen machen wir das.
Sterbenz: Als Unternehmen haben wir kein Interesse, diese Technologie exklusiv anzubieten. Wir möchten diese Innovation zu 100 % demokratisieren. Andere Partner an Bord zu holen, zusammen mit unseren Materialien zu arbeiten, sie von den aktuellen Materialbeschränkungen zu befreien, ist ein großer Teil unserer Vision. Meiner Meinung nach wirklich wichtig ist aber, dass wir der Branche zeigen können, wie wir mithilfe der Biologie einige der großen Probleme der letzten Jahrzehnte lösen können.