Nach Erdbeben in Neuseeland: Kathedrale von Christchurch im Wiederaufbau

Nach einem starken Erdbeben helfen Architekten beim Wiederaufbau der Kathedrale von Christchurch in Neuseeland für mehr Sicherheit und Inklusion.

Autodesk Video

17. April 2024

 
  • Als das neuseeländische Christchurch 2011 von einem Erdbeben der Stärke 6,3 erschüttert wurde, erlitten die Kathedrale und der zentrale Platz der Stadt schwere Schäden

  • In enger Zusammenarbeit mit der Lokalbevölkerung und der indigenen Gemeinschaft der Region entwickelte das Architekturbüro Warren and Mahoney einen Neuentwurf, der die Inklusion betont und zugleich historische Details bewahrt

  • Mithilfe von Laserpunkt-Scans und Cloud-Plattformen lässt es die Kathedrale zu neuem Leben erstehen. Der Wiederaufbau der Kathedrale von Christchurch soll erdbebensicherer, nachhaltiger und integrativer werden

Am 22. Februar 2011 kam es im neuseeländischen Christchurch zu einem verheerenden Erdbeben der Stärke 6,3, das 185 Menschenleben forderte und weite Teile der Stadt verwüstete. Das Epizentrum lag im Zentrum, nur wenige Meter unter der Erdoberfläche. Zudem waren die Gebäude und die Infrastruktur der Stadt durch ein weiteres Beben, das sich nur fünf Monate vorher zugetragen hatte, bereits vorgeschädigt.

Zahlreiche Gebäude stürzten ein, in den Straßen taten sich Risse auf und Wasserleitungen platzten. Die am Cathedral Square gelegene Christ-Church-Kathedrale, die fast völlig einstürzte und nach dem Beben nicht mehr betreten werden konnte, war das Zentrum und das Herz von Christchurch. Für viele Menschen in der Stadt, auch für die indigenen Tangata Whenua und Iwi, waren die Kathedrale und der Platz sehr wichtig.

Allerdings zeugte der Platz vor dem Beben kaum von indigener Präsenz. Das sollte sich nach Vorstellung des Architektur- und Designbüro Warren and Mahoney ändern: In regem Austausch mit den Menschen der Stadt wurde ein Design entwickelt, das historische Elemente der Kathedrale bewahrte und den Platz neu gestaltete, um Angehörige aller Volksgruppen zusammenzubringen. Sehen Sie im Video, wie es Warren and Mahoney gelungen ist, den Wiederaufbau erdbebensicherer, nachhaltiger, und integrativer zu gestalten.

 

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Brad Sara, Leiter für digitale Services, Warren and Mahoney: Christchurch ist die größte Stadt auf Neuseelands Südinsel. Im Februar 2011 ereigneten sich mehrere Erdbeben, die innerhalb von 40 Sekunden das Leben von 350.000 Menschen maßgeblich veränderten.

Fiona Short, Leiterin für Nachhaltigkeit, Warren and Mahoney: Das Erdbeben ereignete sich im Zentrum und in einer sehr geringen Tiefe . Die Menschen beschrieben mir es so, als würde mach ein Haus zwei Meter hochheben und dann fallen lassen.

Sara: Die Christ Church Cathedral war und ist das kulturelle Zentrum von Christchurch. Sie wurde schwer beschädigt, die Wände waren komplett eingestürzt und niemand konnte sie mehr betreten.

Whare Timu, Leiter für kulturelle Planung, Warren and Mahoney: Die Kathedrale ist für die Menschen in Christchurch, auch für die Tangata Whenua und die lokalen Iwi, von großer Bedeutung. Vor dem Beben gab es in der gebauten Umgebung kaum indigene Präsenz. Durch das Beben ergab sich eine Gelegenheit für den Wiederaufbau im Zeichen einer echten Partnerschaft zwischen allen Menschen in Christchurch, auch der indigenen Gemeinschaft.

Sara: Angesichts des Umfangs der Arbeiten und des Austausches mit der Lokalbevölkerung war rasch klar, dass wir in der Cloud und mit 3D-Modellierung arbeiten mussten. Deshalb haben wir uns für [Autodesk] Revit entschieden.

Short: Eine große Herausforderung war es, das neue Gebäude erdbebensicher zu planen und dabei seinen Wiedererkennungswert zu erhalten. Trotz der Verwendung von Originalmaterialien aus der Bauzeit der Kathedrale mussten wir dafür sorgen, dass die Kathedrale die nächsten 100 Jahre überdauern würde.

Sara: In der ersten Planungsphase mussten wir die Ruine stabilisieren, um sie zu begehen und ein detailliertes Verständnis dafür zu entwickeln, was zum Wiederaufbau notwendig war. Wir konnten unsere Leute nicht einfach reinschicken. Da kam uns Spot, unser Roboterhund, zu Hilfe. Wir haben Laserpunktwolken-Scans und Drohnenaufnahmen angefertigt, sie in einer kollaborativen Cloud-Umgebung zusammengeführt und mit den Planern geteilt. So konnten wir die wichtigen Entscheidungen gemeinsam im Team treffen.

Short: Dank der detaillierten 3D-Scans weiß das Planungsteam nicht nur, wo jeder Stein hingehört, sondern kann auch schöne Details wie die Buntglasrosette rekonstruieren.

Timu: Die Kathedrale steht direkt am zentralen Platz der Stadt. Für die indigene Gemeinschaft besitzt er eine besondere Bedeutung als Ä€tea, als offener Raum für Begrüßungszeremonien, und dafür soll sie ihn jetzt auch nutzen können. Dazu gab es eine künstlerische Zusammenarbeit zur kreativen Gestaltung der Bodenplatten. Sie werden sehen: Sobald der Platz für die Öffentlichkeit freigegeben wird, wird er von der indigenen Community genutzt werden. Ganz einfach deswegen, weil sie sich in dieser Architektur wiederfindet.

Sara: Neben Warren and Mahoney waren Snøhetta für die Planung, Holmes Consulting für die Statik und Powell Fenwick für die Versorgung zuständig. Später, als die Planung weiter fortgeschritten war, holten wir Naylor Love als Subunternehmer an Bord. Über die Cloud-Plattform können wir die Projektdaten mit unseren Partnern teilen und sämtliche Entscheidungen gemeinsam treffen.

Short: Es ist sehr, sehr wichtig, dass jeder seine eigenen Kompetenzen in das Projekt einbringen kann. Cloudbasierte digitale Plattformen wie [Autodesk] Forma und Revit ermöglichen maximale Zusammenarbeit unter Planern, mit dem Auftraggeber und auch mit der lokalen Bevölkerung.

Sara: Wir arbeiten bei vielen unserer Projekte mit Forma. Damit können wir unsere Entwürfe umfassend analysieren und verstehen schon frühzeitig die Auswirkungen unserer planerischen Entscheidungen. Die digitale Transformation bei Warren and Mahoney hat viel zu unserem Wachstum beigetragen. Wir expandierten international, wurden viel innovativer bei unseren Projekten und begannen Dinge zu machen, die bisher undenkbar schienen.

Short: So, wie wir Technologie heute verwenden, können wir einfachere und nachhaltigere Entscheidungen in ganz unterschiedlichen Bereichen treffen.

Sara: Meine Hoffnung ist, dass wir alles, was wir entschieden, gelernt und an Informationen gesammelt haben, auch für die zukünftige städtische Entwicklung von Christchurch nutzen können. Dass wir den Menschen nicht nur tolle Einzelprojekte übergeben, sondern eine neue Stadt.

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