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Wie sich ein Extremsportler eine maßgefertigte Prothese baut, um wieder die Berge zu erklimmen

Ein schwerer Fahrradunfall, der den Feuerwehrmann und passionierten Mountainbiker Braden Leonard fast das Leben gekostet hätte, führte stattdessen zur Gründung einer neuen Existenz. Die vergebliche Suche nach einer maßgefertigten Prothese, die alle Strapazen mitmacht, die er seinem Körper zumutet, brachte ihn schließlich auf die Idee, aus der Not eine Tugend zu machen und sie einfach selbst zu bauen. Hier erzählt er von seinem Werdegang vom Hobbytüftler zum Unternehmer.

[Transkript]

Braden Leonard, Maker & Designer: Ich heiße Braden Leonard. Früher war ich Sanitäter bei der Feuerwehr. Das Vorderrad meines Mountainbikes verkeilte sich zwischen zwei Steinen. Ich flog aus dem Sattel und gegen einen Baum und erlitt eine tiefe Stichwunde in der Handfläche.

Nachrichtensprecherin: Feuerwehrmann fast an seltener Infektion gestorben.

Leonard: Ich zog mir eine schwere Infektion zu, die zu Organversagen führte. Eine Woche später erwachte ich aus einem medizinischen Koma. Sie mussten die Hand amputieren, um mir das Leben zu retten. Ich ließ mir dann eine Prothese anpassen und wollte wieder Mountainbike fahren. Ich dachte mir, dass das ein guter Test wäre, um zu sehen, was die Prothese aushält.

Das Angebot an Prothesen war einfach nur enttäuschend. Sie waren weder robust genug noch erschwinglich. Die mechanischen Prothesen, die angeblich für einen aktiven Lebensstil geeignet sind, gingen viel zu schnell kaputt.

Taylor Tobin, Senior Shop Supervisor im Autodesk Technology Center in Boston: Prothesen stellen den Designer vor zahlreiche Herausforderungen. Sie müssen strapazierfähig sein, aber zugleich leicht und ergonomisch.

Paul Sohi, Experte für Fusion 360 bei Autodesk: Letztlich hat man es mit dem anspruchsvollsten Kunden überhaupt zu tun: dem menschlichen Körper.

Leonard: Im BUILD-Labor bei Autodesk entwickeln wir derzeit leistungsstarke Prothesensysteme für die oberen Extremitäten. Ich hatte noch nie etwas in 3D konstruiert. Bei der Fertigung dieser Teile kommt es mir vor allem darauf an, dass sie strapazierfähig sind. Sie müssen eine Menge aushalten. Zudem müssen sie erschwinglich und einfach erhältlich sein. Mit Tinkercad von Autodesk habe ich zunächst experimentiert und ein Gefühl dafür entwickelt, wie es ist, in 3D zu arbeiten.

Tobin: Hier bei Autodesk haben wir Dutzende von Software-Plattformen. Zumeist sind es Programme zur digitalen Modellierung. Zudem haben sie integrierte CAM-Funktionen. CAM steht für „computer-aided manufacturing“, also computergestützte Fertigung. Das umfasst unter anderem 3D-Scans, und aus den Daten werden dann Modelle entwickelt. Zudem können wir viele unserer 3- und 5-achsigen Fräswerkzeuge zur Herstellung der Gelenkteile einsetzen.

Sohi: Die Maschinen lassen sich einfacher bedienen. Die Konfiguration ist einfacher als je zuvor, und der Zugang zu den Tools wird stetig ausgeweitet. Damit kann man in kurzer Zeit etwas qualitativ Hochwertiges entwickeln. Diese Tools sind eine große Hilfe bei der Konstruktion und Fertigung. Man kann vieles am Computer machen, aber nicht alles lässt sich praktisch umsetzen.

Leonard: Hier gibt es keine Verständnislücken zwischen Designer und Nutzer der Prothesen. Mein Eindruck ist, dass es Designern manchmal an Empathie mangelt. Wenn man aber etwas baut, das man selbst benutzen will, dann kommt einfach etwas Besseres heraus.

Sohi: Viele Prothesen-Hersteller gründeten ihre Firmen aus dieser Motivation heraus.

Tobin: Braden will als Feuerwehrmann arbeiten und Motorrad fahren. Der Bau derart strapazierfähiger Prothesen ist nicht nur Präzisionsarbeit, sondern auch technisch sehr anspruchsvoll.

Leonard: In Zusammenarbeit mit der Praxis meines Partners Mike Nunnery bauen wir inzwischen auch Prothesen für andere Menschen. Er hat immer wieder mit Patienten zu tun, die eine Lösung brauchen, die auf dem Markt nicht erhältlich ist.

Die schönste Belohnung für diese Arbeit ist, wenn man diese Freude miterlebt: Die Begeisterung, dass er wieder aufs Fahrrad oder Motorrad kann. Oder etwas zu bauen, das anderen hilft, damit sie ein aktives Leben führen können. Es ist ein wirklich tolles Gefühl, mit dem Mountainbike einen Berg runterzubrettern oder auch mit dem Motorrad. Dieses Gefühl an andere weiterzugeben – das ist wahrscheinlich die allerschönste Belohnung.