Kreativität statt Konsum: Nachwuchstalente treten in die Fußstapfen eines erfolgreichen Sportschuhdesigners
Bei US-amerikanischen Teenagern sind die Sportschuhe bestimmter Marken als Statussymbole begehrt – so begehrt, dass es darum sogar zu Auseinandersetzungen mit tödlichem Ausgang kommt. Mit seiner Pensole Footwear Design Academy in Portland im US-Bundesstaat Oregon will der Erfolgsdesigner D’Wayne Edwards ein Zeichen gegen den blindwütigen Konsum setzen. Der Lehrplan kombiniert solide Handwerkskunst mit zukunftsträchtigen Kompetenzen wie Prototypenentwicklung und 3D-Modellierung.
[Transkript]
D’Wayne Edwards, Gründer, Pensole : Ihr sollt euch hier an der Akademie geistig und körperlich weiterentwickeln. Nebenbei lernt ihr noch, wie man Schuhe macht.
Ich bezeichne mich gerne als den erfolgreichsten Nichtsportler im Profisport. Ich habe es nie zum Profispieler gebracht, aber meine Schuhe waren überall dabei: im Basketball, Baseball und American Football.
Ich bin mit 18 aus Inglewood weg. Sonst wäre ich heute sehr wahrscheinlich entweder tot oder im Gefängnis. Dass ich stattdessen hier sitze, betrachte ich schon als Riesenerfolg.
Meine berufliche Laufbahn war toll, aber zufrieden war ich trotzdem nicht. Denn in dieser Branche gab es einfach nicht viele, die so aussehen wie ich. Die Konzerne haben wenig getan, um daran etwas zu ändern. Und ich entwickelte Produkte, für die Kids sich gegenseitig umbringen. Das bereitete mir Bauchschmerzen. Ich wollte ihnen eine Alternative bieten: kreativ zu werden, statt nur zu konsumieren.
Hier erlernen sie genau die Abläufe, nach denen Unternehmen arbeiten. Wir zeigen ihnen alle Arbeitsschritte, die Profidesigner jeden Tag machen. Zuerst lernen sie, wie man alles in Handarbeit macht. Erst dann dürfen sie an den Computer.
Anna Smith, Creative Director, Bildungsprogramme, Pensole: Jeder gute Designer, egal in welcher Branche, muss wissen, wie das Produkt entsteht. Hier ist unsere Prototypen-Werkstatt. Aus 2D-Zeichnungen kann man direkt 3D-Prototypen entwickeln. Wenn sie die Abläufe selbst kennen, begreifen sie viel schneller, worum es geht.
Edwards: Wir zeigen den Kids den traditionellen Weg. Wenn sie dann bei einem Unternehmen anfangen, das Prototypen extern fertigen lässt, können sie improvisieren.
Die Kids sollen nicht hinterherhinken oder im Gleichschritt gehen. Sie sollen der Branche voraus sein.
Smith: Eine Zeichnung zeigt das Produkt in 2D. Aber wie sieht es in 3D aus?
Evan Stichhaller, Student an der Pensole Academy: 3D-Design wird auf jeden Fall in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Damit werden unsere Entwürfe quasi im dreidimensionalen Raum lebendig. Eine Zeichnung ist ja gut und schön. Das Produkt virtuell „in echt“ zu sehen, ist noch einmal etwas ganz Anderes.
Catalina Delgado, Absolventin der Pensole Academy: Durch 3D-Modelle hat man schneller ein konkretes Bild von den fertigen Schuhen. Das beschleunigt unsere Arbeitsabläufe.
Edwards: In Zukunft soll 3D-Modellierung bei uns eine genauso wichtige Rolle spielen wie der Produktentwurf selbst. Je besser man die 3D-Modellierung beherrscht, desto besser ist man als Designer.
Stichhaller: Für uns ist das eine nützliche Lernerfahrung. Noch viel nützlicher ist es für ein Unternehmen, das so Kosten spart und Abläufe vereinfacht.
Edwards: Digitale Tools sollten uns Designer nicht dominieren, sondern unterstützen. Wer beides kann: das Handwerk ebenso wie das Modellieren am Computer, der wird die Qual der Wahl haben zwischen zahlreichen Stellenangeboten.
Mir geht es dabei weniger um die Schuhe. Mir geht es vor allem um die Menschen. Meine größte Hoffnung ist, dass unsere Studenten besser werden als ich; dass sie sich beruflich und privat besser entwickeln als ich. Das ist meine größte Hoffnung.